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„Wenn‘s schee macht…“

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Als männliches Mitglied einer Redaktion einen Kommentar über einen Fonds zu schreiben, der von Frauen für Frauen gemanagt wird, gleicht einem Drahtseilakt und kann eigentlich nur schief gehen. -Sei es drum!

Der neue „DWS Invest ESG Woman for Woman“ reiht sich in die kleine Gruppe „Diversity“ und „Gender“ thematischer Fonds ein, die es bei Anbietern wie Lyxor, UBS, Robeco, Nordea und Ampega schon seit einiger Zeit gibt. Sie alle wandeln auf den Spuren jenes VMR Womans World, der schon zur Jahrtausendwende Frauen für die Geldanlage in Aktien gewinnen wollte, indem er nach Bekunden der Initiatoren vor allem in Aktien jener Unternehmen investierte, die von Frauen geführt werden und deren Produkte und Dienstleistungen Frauen nicht nur bekannt seien, sondern auch von ihnen geschätzt würden. Der damalige Hinweis, das Portfolio bilde einen Schwerpunkt in den Branchen Konsum, Mode und Kosmetik, erscheint einem wahrscheinlich nicht erst aus heutiger Sicht sexistisch.

Schon ein kurzer Blick in die Portfolios der „Diversity“ und „Gender“ Fonds heutiger Tage zeigt, dass diese Produkte über L‘Oréal, LVMH, Procter & Gamble, Hermes und Gucci hinaus inzwischen wesentlich breiter diversifiziert sind und warum der VMR Womans World nur noch in den Geschichtsbüchern der Fondsindustrie zu finden ist.

Im Umkehrschluss stellt sich indes die Frage, wie sich „Gender“ konforme Strategien und die „weibliche Handschrift“ in einem Fonds tatsächlich ausdrücken. Die DWS spricht von einem „Social Commitment Score“, der neben klassischen Faktoren insbesondere auch die Arbeitsbedingungen, Gleichberechtigung und Chancengleichheit, Geschlechterverteilung auf Führungsebene, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sowie die Flexibilität des Arbeitsumfeldes der Unternehmen berücksichtigt. Sind das aber nicht Faktoren, die unter dem Schlachtruf „Nach dem E kommt das S bei ESG“ inzwischen auch in anderen nachhaltigen Investmentlösungen seitens der Anleger erwartet werden?

Was den Gedanken nahelegt, dass die Auflage eines Fonds von Frauen für Frauen vor allem dem Marketing und damit der Zielgruppenansprache geschuldet sein könnte. Was keineswegs verwerflich ist, wenn es mehr Anleger, in diesem Falle eben vor allem Weibliche an die Aktienanlage heranführt. Wie sagte doch Annemarie Wendl, die Else Kling aus der Lindenstraße in einem Werbespot für Buttermilch so schön: „wenn's schee macht…“. Und wer sich als Mann mit der Auflage des neuen DWS Fonds diskriminiert fühlt, den „Fonds von Männern für Männer“ fordert oder darauf hinweist, der Auflage des VMR Womans World sei auch die nächste große Baisse gefolgt, disqualifiziert sich selbst.

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