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(Don’t) Buy the dip!

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„Buy the dip“ heißt ein Ratschlag, der gerade in Bezug auf die Wachstums- und großen Technologie-Aktien in den letzten Jahren richtig war: Kaufen, wenn es die Aktien etwas billiger gibt. Und der Rat, jeden Rücksetzer für Käufe zu nutzen, weil es schon sehr bald wieder nach oben gehen würde – auf neue Rekordhochs – dieser Rat war 2021 noch richtig.

Vor rund zehn Wochen, im November, erreichte der Nasdaq-100-Index, das Sammelbecken der meisten extrem erfolgreichen US-Tech-Giganten wie Apple, Amazon, Alphabet, Microsoft und Tesla, neue Rekordhöhen: 16.573 Punkte am 19. November waren der höchste Tagesschlussstand des Index. Im Verlauf dieses Handelstages waren sogar 16.764,8552 Punkte erreicht worden. Bis zum Jahresende hielt die Nasdaq dieses Niveau - ungeachtet der schon längst begonnenen und in den letzten Wochen des Jahres nochmals beschleunigten Talfahrt vieler kleinere US-Technologieaktien. Kurz nach dem Jahreswechsel vermieste dann aber die Aussicht auf eine rasche Wende in der bislang sehr lockeren Geldpolitik der Fed die Stimmung. Als der Handel am Montag, dem 10. Januar öffnete, dauerte es nicht lange, und der Nasdaq-100-Index wurde mit 15.165,5 Punkten ermittelt. Ein Rückgang von der Spitze im November um fast 10 Prozent. Genug „dip“, als dass etliche einmal mehr die Kaufgelegenheit beim Schopfe packten. Tatsächlich erholten sich die großen Nasdaq-Aktien – zumindest zwei Tage lang. Eine Rückkehr zum alten Rekord gelang aber nicht.

Holt der Nasdaq-100 wieder nur Luft für neue Rekorde? Es ist nicht auszuschließen. Der übergeordnete Aufwärtstrend ist noch intakt. Zwar wurde der Durchschnitt der vergangenen 100 Tage für ein paar Tage unterschritten, aber genau das geschah bei jedem nennenswerten „dip“ mindestens dreimal im Jahr 2021. Der Durchschnitt der vergangenen 200 Tage dagegen wurde kein einziges Mal berührt. Der gleitende 200-Tage-Durschnitt läuft wie am Schnürchen gezogen von links unten nach rechts oben – und markiert den sekundären Trend, Aufwärtstrend natürlich. Man muss bis zum März 2020 zurückgehen, bis zum Corona-Crash, um einen Bruch der 200-Tagelinie zu sehen. Und bekanntlich erwies sich der Corona-Crash als „Super-Dip“, die beste Einstiegsgelegenheit der vergangenen Jahre. Seitdem hat sich das Kursniveau des Nasdaq-100 fast ver-zweieinhalb-facht (!) – in weniger als zwei Jahren!

Bei allen Erfolgen und Qualitäten, die die großen Nasdaq-Konzerne aufweisen, hat dieser Kursanstieg einen wichtigen Treiber: Die Geldflutung durch die Fed. Deren jetzt eingeläutetes Ende wird deshalb auch das Ende dieses Aufwärtstrends bringen – wohlmöglich eher früher als später im Jahr 2022. Es muss nicht zu einem Bärenmarkt kommen, aber eine Fortsetzung dieses Aufwärtstrends wird es nicht geben in einem Jahr, in dem die Notenbankpolitik ihre Anleihekäufe beendet, mehrmals ihre Leitzinsen erhöht und mit dem Verkauf ihrer riesigen Anleihebestände beginnt.

Was heißt das für (Fonds-) Anleger? Sie sollten ihre Portfolien prüfen im Hinblick auf den Anteil, der direkt (mit entsprechend ausgerichteten Aktienfonds) und indirekt (mit vermeintlich breit diversifizierten Fonds) auf die US-Tech-Giganten entfällt. Das ist vielleicht mehr, als man meint, wenn man in weltweit anlegenden Aktienfonds oder globalen Multi-Asset-Fonds investiert ist, denn das Gewicht dieser Aktien ist nicht nur im MSCI Weltaktienindex, sondern auch in vielen aktiv gemanagten Fonds stark gewachsen. In letzteren Fällen wird sich in diesem Jahr zeigen, wie das Fondsmanagement damit umgeht. Wer schon in ausreichend in den großen US-Wachstums- und Tech-Aktien investiert ist, sollte vielleicht lieber nicht mehr jeden Rückschlag für Zukäufe nutzen. Don’t buy the dip.

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