Das gesamte Programm der traditionsreichen Veranstaltung ist im Kasten und auf „sustainability-congress.com“ zum weiteren Abruf zur Verfügung gestellt.
Zwei Wochen lang haben Größen der Fondsbranche, Politik und Wissenschaft entlang der Wertschöpfungskette über die jüngsten Entwicklungen nachhaltiger Investments in Deutschland diskutiert und eine umfassende Leistungsschau entsprechend fokussierten Produkten geboten.
Versucht man sich an einem Fazit der diesjährigen Standortbestimmung des Sustainability Congress, war „Druck“ das Wort der Stunde. So nimmt beispielsweise der Druck klimapolitische Erfolge erzielen zu müssen, jeden Tag zu. Es gilt die Erreichung jener Kipppunkte zu vermeiden, an denen wir unseren Lebensraum auf dem Planeten Erde unwiderruflich zerstört haben werden. Niemand hat Zeit zu verlieren. Klar ist schon heute, dass die Lösung der Probleme nur in einer Kombination innovativer Technologien und einem aufeinander abgestimmten gemeinsamen Vorgehen der Weltgemeinschaft liegen kann. Die Crux liegt dabei in eben jenem koordinierten Handeln, auf das man sich allem Leidensdruck zum Trotz, zumindest bisher, nicht verständigen kann. Irgendjemand wird jedoch als sprichwörtlich gutes Vorbild vorangehen müssen. - Auch dann, wenn es ihn Dynamik kosten kann.
Bereit dazu, scheint die EU zu sein, die in der Folge ihrerseits den Druck auf die Finanzmarktteilnehmer erhöht und in ihrem Wirkungsbereich die regulatorischen grünen Schrauben, nennen wir sie der Einfachheit halber einmal „Taxonomie“, „Offenlegungsverordnung“ und „MiFID-Erweiterung“ anzieht. Was am Markt nicht in der Sache, wohl aber in der Art der Umsetzung zu Unverständnis führt und Herausforderungen in der Exploration der Anleger, der Produktzuordnung und im Reporting mit sich bringt. In Brüssel scheint man sich der anfänglichen Komplikationen und Zumutungen bewusst zu sein, zeigt sich indes entschlossen, weder die Art der Regulierung in Frage zu stellen, noch ihren Zeitplan. Dabei wird immer deutlicher, dass es den politisch Verantwortlichen im Kern weniger um die Optimierung der Anlageberatung als solcher geht, als vielmehr um die angestrebte Lenkungsfunktion des Kapitals zur Finanzierung einer nachhaltigeren Wirtschaft. Man könnte es auch so formulieren, dass Ziel legitimiert, um nicht zu sagen, heiligt die Mittel. Führen diese nicht zum Ziel, wird man auch noch größere Geschütze auffahren.
Und schließlich nimmt, zumindest vorübergehend auch der Druck von der Marktseite zu. Er konterkariert im Zuge seiner aktuellen Entwicklungen den Traum einer gleichsam automatischen grünen Überrendite als Belohnung nachhaltigen Wirtschaftens und dämpft die phasenweise Begeisterung der Investoren und Finanzdienstleister früherer Tage in diesem Zusammenhang. Es wird immer deutlicher: Nachhaltigkeit hat ihren Preis.
Somit bleibt bildlich gesprochen nur zu hoffen, dass es Branche und Menschheit vergönnt sein wird, unter starkem Druck und bei glühender Hitze, Kohlenstoff-Atome zu einem festen Kristallgitter zu formen und daraus grüne nachhaltige Rohdiamanten zu schaffen. Manchmal hat Druck, gemeinhin als Stressfaktor empfunden, eben auch sein Gutes. Er treibt uns aus der Komfortzone und liefert die notwendige Antriebsenergie, damit sich etwas ändert.
