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Risikomanagement? Echte Diversifizierung!

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Einer der besten Ratschläge zu Aktieninvestments dürfte auch in diesem Jahr lauten: Breite Risikostreuung. Klingt banal, aber eine echte Diversifizierung erreicht man nicht dadurch, möglichst viele Aktienpositionen nebeneinanderzulegen. Noch nicht einmal ein ganzes Portfolio von Aktienfonds hilft in dieser Hinsicht, wenn sie sich nicht wirklich unterscheiden.

Der Appell, Klumpenrisiken zu vermeiden, ist Anfang dieses Jahres mehr denn je zuvor angebracht, denn die Konzentration der Anleger auf eine recht kleine Zahl von Aktien hat im vergangenen Jahr neue Extremwerte erreicht. Während man Anfang der 1970er Jahre noch ein Phänomen namens „Nifty Fifty“ beobachte konnte, also eine Bevorzugung von rund 50 populären Aktien von als „zukunftssicher“ geltenden Konzernen, hat in den vergangenen Jahren eine Konzentration auf eine Handvoll Aktien unter Führung von Apple, Microsoft, Amazon und Alphabet stattgefunden. Diese Aktien haben nicht nur in amerikanischen Aktienindizes hohes Gewicht, sondern auch in den meisten internationalen bzw. globalen Aktienindizes wie dem MSCI Welt. So sind nicht nur aktiv gemanagte Fonds dort hoch investiert. Auch ein rasch wachsendes Volumen passiver Investments, denen der MSCI Welt oft als gut diversifiziertes Basisinvestment dient, ist stark von diesen wenigen Titel abhängig. Rechtfertigt die Qualität dieser Titel ihr hohes Gewicht? Das Argument war schon vor fünfzig Jahren die Standard-Antwort auf die Frage nach dem Ungleichgewicht zwischen wenigen hoch bewerteten Konzern-Aktien und der Masse der kleineren Aktien, die anders bewertet wurden.

Aber nicht nur mit Blick auf den MSCI Welt und das Gewicht weniger, sehr erfolgreicher US-Technologie-Konzerne stellt sich die Frage nach einer echten Diversifizierung. Im globalen Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets beispielsweise entfiel gut ein Drittel auf das größte Schwellenland, China, als die Investoren im Laufe des vergangenen Jahres unter den kraftvoll geschwungenen Regulierungshammer gerieten. Auch hier war das Gewicht der Tech-Konzerne Alibaba und Tencent so stark gewachsen, dass deren hohe Kursverluste nicht nur Länder-Fonds, sondern auch globale Schwellenländerfonds stark traf.

Echte Diversifizierung erfordert also mehr als eine Orientierung an MSCI Welt und MSCI Emerging Markets. Der Jahreswechsel bietet einen guten Anlass, die Depots dahingehend zu überprüfen, ob neben amerikanischen und chinesischen Tech-Konzern-Aktien auch Nebenwerte und Value-Aktien im Portfolio sind. Dabei sollte man auch die Asset-Klasse Anleihen nicht gänzlich abschreiben, denn auch sie sollte in einem gut strukturierten Fondsportfolio im Jahr 2022 vertreten sein, wobei auch hier ein wirklich aktiver, benchmark-ferner Ansatz wichtig sein dürfte.

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