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Reine Nervensache

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„Soll ich meine Aktien oder vielleicht besser noch gleich das ganze Portfolio verkaufen?“, mag sich mancher Anleger angesichts der anhaltenden Marktturbulenzen in diesen Tagen fragen.

Das Nervenkostüm ist nach dem monatelangen Rutsch an den Kapitalmärkten im Zuge einer unglücklichen Verkettung der Faktoren Inflation, Zinswende, Covid und geopolitischen Risiken erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Und was vielleicht noch schwerer wiegt, es scheint bis auf weiteres auch keine wirkliche Besserung in Sicht zu sein. Eine V-förmige Erholung der Kurse, wie man sie in der Vergangenheit im Zuge von Notenbankinterventionen oftmals beobachten konnte, bleibt aus. Den Geldhütern sind die Hände gebunden. Sie sind erst einmal nicht mehr Teil der Lösung, sondern des Problems.

„Warum erst jetzt?“, möchte man diesen Anlegern entgegenhalten. Warum nicht schon vor Monaten, als die heutige Situation ihre Schatten vorauswarf? Und vor allem: „Und was dann?“. Was macht man dann mit dem liquiden Vermögen, dass einer hohen Inflation ausgesetzt ist? Unter welchen Vorzeichen würde man reinvestieren?

Wer seelischer Unterstützung bedarf, mag sich der Allegorie des berühmten Wirtschaftswissenschaftlers Benjamin Graham erinnern. Er schuf „Mr. Market“, jenen imaginären Investor, der sich jeden beliebigen Tag an der Börse von Panik, Euphorie und Apathie getrieben auf Basis seiner jüngsten Erlebnisse, also per Zufall, zu emotionalen Anlageentscheidungen verleiten lässt. Fundamentale oder technische Analyse, mithin Fakten, interessieren ihn nicht. Graham wies darauf hin, wie wichtig es ist, an den Märkten das langfristige Bild im Auge zu behalten, Gier und Angst auszuschalten und rational zu handeln. Nicht selten ist es gerade dann günstig, Aktien zu kaufen, wenn Mr. Market, der die Summe der Marktteilnehmer darstellt, pessimistisch ist.

Und Mr. Market ist im Augenblick schon ziemlich depressiv. Was als Grund verstanden werden sollte, die eigenen Investments, wenn sie mit Bedacht gekauft und zusammengestellt wurden, nun auch beizubehalten und via Sparplänen sogar noch zu verstärken. Denn: Der nächste Stimmungswandel von Mr. Market, ist gewiss!

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