Wie die berühmten, im Angesicht der Schlange bewegungsunfähigen Kaninchen, verfolgen die Börsianer derzeit jede Meldung zur Inflationsentwicklung genau und versuchen daraus auf die daraus resultierende weitere Zinspolitik zu schließen. Erst recht, seit der Jahresauftakt an den Kapitalmärkten besser als von vielen erwartet verlief und den Höhepunkt der Zinsen in den kommenden Monaten einzupreisen beginnt, in Ansätzen vielleicht sogar schon die Wende der Zinswende. Bin ich schon zu weit aufs Eis hinausgelaufen, fragt sich mancher. Trägt es schon oder besser noch? Vor diesem Hintergrund dürften im weiteren Jahresverlauf vor allem die Zinsentscheidungen Schrittmacher der Märkte sein und möglicherweise Richtungswechsel bewirken.
Beim ersten Mal Anfang Februar ist die Sache gut ausgegangen und sehen sich die Börsianer mehrheitlich bestätigt. Ihre Hoffnung hat Nahrung erhalten. Die US-Notenbank verlangsamte ihr Tempo wie erwartet und hob den Leitzins nur noch um 25 Basispunkte an. Und die EZB legte wenig überraschend jene 50 Basispunkte drauf, die auch unterstellt waren. Indes lassen die Aussagen dies- und jenseits des Atlantiks keineswegs Druck aus dem Kessel. FED-Chef Jerome Powell unterstrich: „Wir gehen weiterhin davon aus, dass kontinuierliche Erhöhungen angemessen sind, um einen geldpolitischen Kurs zu erreichen, der ausreichend restriktiv ist, um die Inflation im Laufe der Zeit wieder auf 2 Prozent zu bringen“. Und Christine Lagarde erklärte schon auf dem World Economic Forum in Davos: „Die EZB bleibt beim Kampf gegen die Inflation, die nach wie vor viel zu hoch ist, auf Kurs“.
Nach dem Spiel ist also bekanntlich wieder vor dem Spiel. Und so ist der nächste Termin, der vorzumerken ist, der 16.3, wenn die EZB mit dem nächsten Zinsschritt droht und der 22.3 in den USA als Sitzungstermin der FED. Bis dahin, müssen die Inflationsraten, dass ist allen klar, tendenziell nachhaltig gefallen sein, soll die Entschleunigung des Zinsanstiegs sich fortsetzen. Andernfalls droht Ungemach an den Märkten. Insgesamt stehen turnusmäßig noch sieben Sitzungen der Notenbanken im laufenden Jahr an.
