Die erste Hälfte des Novembers passte diesmal noch zu den hoffnungsvollen Erwartungen: Der populäre Dow-Jones-Index der Börse New York kannte in den ersten Tagen des Monats nur eine Richtung und markierte zu Beginn der zweiten Novemberwoche bei 36.565 den bislang höchsten Stand seiner Geschichte. Die Entscheidung der US-amerikanischen Notenbank „Fed“, ihre monatlichen Anleihekäufe schrittweise zu verringern, war so erwartet worden und vermochte die Börse deshalb nicht zu belasten. Zum Rekord trug die Aktie des US-Pharmakonzerns Pfizer bei. Der weltweit tätige Pharmakonzern profitiert nicht nur von der anhaltend hohen Nachfrage nach dem gemeinsam mit BioNTech aus Deutschland entwickelten mRNA-Impfstoff gegen Corona, sondern auch von der Ankündigung eines offenbar hochwirksamen Medikaments für Infizierte.
Auch die Nachrichten von anderen Unternehmen waren überwiegend positiv ausgefallen. Schon im Oktober hatten viele Aktiengesellschaften ihre Geschäftsergebnisse des dritten Kalenderquartals berichtet. Dabei hatten unter anderem der Softwarekonzern Microsoft und der High-Tech-Konzern Alphabet, der unter anderem die Internet-Suchmaschine Google und die Video-Plattform YouTube betreibt, mit ihren Zahlen und Ausblicken überzeugen können, während Apple und Amazon die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen konnten. Während der Halbleiter-Spezialist Nvidia von der hohen Nachfrage nach Mikrochips profitierte, litt der Netzwerkausrüster Cisco Systems wie viele andere Unternehmen unter dem Chip-Mangel. Der Begeisterung der Anleger für die Technologie- bzw. Internet-Konzerne tat das keinen Abbruch. Der Nasdaq-100-Index kletterte im Verlauf des Monats auf einen neuen Rekord bei 16.764. Und auch die im Index hoch gewichtete Apple-Aktie kletterte schon ab Mitte November auf neue Höchststände.
Dafür, dass sich die Stimmung dann doch eintrübte, war zum einen das Thema Inflation verantwortlich: Die Inflationsrate kletterte in den USA auf 6,2 Prozent. Dies ist der höchste Anstieg der Verbraucherpreise seit 1990. Dass die US-Notenbank trotzdem mit Leitzinserhöhungen voraussichtlich bis Mitte nächsten Jahres warten will, begünstigte Wachstums- und Technologie-Aktien, deren Bewertung bei steigenden Zinsen unter Druck gerät. Einen Dämpfer erhielten Wachstumsaktien, als US-Präsident Biden den amtierenden Fed-Präsidenten Jerome Powell für eine zweite Amtszeit nominierte. Von der ebenfalls für den Chefsessel gehandelten Fed-Direktorin Lael Brainard hätte der Markt eine weniger entschlossene Rückkehr zu Leitzinserhöhungen im kommenden Jahr erwartet.
Stärker konjunkturabhängige Aktien litten unter wieder zunehmenden Sorgen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, dem zweiten großen Belastungsfaktor für die Aktienmärkte in den vergangenen Wochen. In vielen Ländern, darunter Deutschland, kam es zu einem starken Anstieg der Infizierten-Zahlen. Schließlich löste dann das Auftreten der neuen, stark mutierten Corona-Virus-Variante B.1.1.529 „Omikron“ stärkere Verkäufe an den Börsen aus.
Über den Gesamtmonat November rettet der US-Aktienmarkt noch ein kleines Plus. So lag der S&P-500 am Monatsende 1,1 Prozent höher als Ende Oktober. Hinzu kommen für einen in Euro rechnenden Anleger noch Währungsgewinne, denn der US-Dollar wertete gegen Euro im November um rund zwei Prozent auf. Der Anstieg des Dollars ist wiederum auf die Erwartung zurückzuführen, dass die US-amerikanische Notenbank ihre Zinsen früher erhöhen wird als die Europäische Zentralbank (EZB). Dadurch haben US-Dollar-Anlagen gegenüber Euro-Guthaben einen wachsenden Zinsvorteil. Für international agierende Anleger ist es also attraktiver, Geld von Euro in US-Dollar zu tauschen, wodurch der Wechselkurs des Dollars steigt.
Wer weltweit investiert konnte deshalb in Euro gerechnet den November noch mit kleinen Gewinnen beenden. Bei einer Konzentration auf den Euro-Raum überwogen dagegen Kursverluste. So beendete der Euro-STOXX-50 den Monat November mit einem Minus von 4,4 Prozent, der Deutsche Aktienindex (DAX) mit einem Minus von 3,8 Prozent.
