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Kontrast-Programm

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Wenn Fondspräsentationen und Interviews in diesen Tagen manchmal inhaltslos wirken, muss das nicht immer am Unwillen des Referenten oder Gesprächspartners liegen, konkret ins Detail zu gehen oder die sprichwörtlichen Rösser und Reiter zu benennen.

Die Ursache ist bisweilen schlicht in den Rechtsabteilungen der entsprechenden Investmentgesellschaften zu suchen, die um die Vermeidung von Haftungsfällen bemüht, im Zweifel lieber zu viel als zu wenig aus den zu kontrollierenden Präsentationsentwürfen und Gesprächsaufzeichnungen herausschneiden.

Das Phänomen als solches, ist bekannt, gewinnt aber spürbar an Dynamik. Nicht nur, dass die oftmals liebevoll als „Grüße aus der Rechtsabteilung“ titulierten Disclaimer inzwischen bisweilen mehrseitig sind und den Vortrag einleiten, statt ihn zu beschließen. Wir sehen zuletzt in Einzelfällen auch anonymisierte Investment-Cases und nehmen zur Kenntnis, dass die Compliance-Officer sogar Aufzeichnungen persönlich beiwohnen, um vor der Veröffentlichung die als problematisch erachteten Passagen zu kassieren.

Wer an dieser Stelle nun von Informations- und Spaßbremsen spricht, macht sich die Sache zu einfach. Er oder sie verkennt sowohl die fortgeschrittene Regulierung und den Berufsstand der Justitiare, als auch die Vielfalt der Aussagen, für die Konzerne schon in die Haftung genommen worden sind.

Indes belegen andere Anbieter täglich, dass es auch anders geht. Ihre Manager argumentieren im Detail mit konkreten Fällen und erklären sich auch zu aktuellen Positionen ihrer Portfolios. Sie veröffentlichen und kommentieren ihre Transaktionen zeitnah und unterstreichen ihr Transparenzverständnis bisweilen sogar durch die laufende Offenlegung ihrer Depots.

Das beschriebene Kontrast-Programm springt regelrecht ins Auge und gibt zu denken. Schaffen aktuelle Informationen, konkrete Beispiele und zeitnahe Begründungen des Handelns doch Transparenz und bilden damit Vertrauen zwischen den Asset Managern und Investoren. Vom „Infotainment“, also der erlebnisorientierten Präsentation von Fakten, ganz zu schweigen. Weniger, ist nicht immer mehr.

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