Ein solcher liegt bekanntlich vor, wenn die Richtung einer Entwicklung mit starker Tendenz erkennbar ist. Oder wie es bei einem bekannten Fondsanbieter heißt: „…wenn eine eigene Gruppe starker sozialer, demographischer, umweltbezogener und technologischer Kräfte des Wandels unsere Welt neu gestaltet…und die Fähigkeit besitzt, unsere Finanzlandschaft neu zu gestalten“.
Addiert man den vielerorts aufkommenden nationalen Protektionismus zu den geopolitischen Interessenkonflikten und Spannungen bis hin zum Ukraine-Krieg, den angesichts der Pandemie zu beobachtenden Lieferketten-Störungen und dem Ziel nachhaltiger Effizienz im Produktions- und Transportwesen, könnte man viele der Merkmale als erfüllt betrachten. Gerade erst warnten die Notenbankspitzen der FED und der EZB vor einer Spaltung der globalisierten Welt in konkurrierende Handelsblöcke, die Lieferketten stören, Kosten treiben und Produktivität einschränken würde. Bei der Wahl von Lieferanten und dem Standort einer Fabrik sei es inzwischen auch relevant, wo er sich befinde, bei Freunden oder bei Gegnern.
Ließe sich eine Deglobalisierungsstrategie nicht realisieren und langfristig gewinnträchtig verfolgen? Kann man sich eigentlich auch vorstellen. Derartige Fonds könnten beispielhaft in nationale Energiequellen, Infrastruktur und Versorger investieren, in die regionale Nahrungsmittel- und Pharma-Produktion, ja selbst Short-Positionen in früheren großen Gewinnern der Globalisierung, beispielsweise der Exportindustrie wären vorstellbar. Kurzum, eine resiliente Deglobalisierungsstrategie könnte, wenn sie gut gemacht wäre, einen Hedge auf eine abschmierende Weltwirtschaft verkörpern und auch darüber hinaus attraktive stabile Erträge erwirtschaften.
Oder ist der Trend zur Deglobalisierung einfach nicht nachhaltig genug, zu unpopulär, zu negativ besetzt und bedroht zu offensichtlich die Storylines anderer Trends und Fonds? Will man sich nicht eingestehen, dass die Globalisierung perspektivisch umkehrbar sein könnte? Ist die Globalisierung das unendliche Erfolgsmodell? Kann einfach nur nicht sein, was nicht sein darf? Eine derartige Einbahnstraßen-Perspektive wäre gefährlich, nicht nur, aber gerade auch an der Börse.
Alles in allem verbietet sich ein Deglobalisierungs-Fonds nicht per se. Über seinen Erfolg, seine Akzeptanz und die Nachfrage, derer er sich erfreut, entscheidet die Umsetzung im Einzelfall. Somit versteht sich dieser Beitrag auch nicht als Aufforderung zur Auflage entsprechender Fonds, sondern als Anregung weniger dogmatisch in der Produktentwicklung von Fonds zu agieren.
