Der Versuch, den russischen Rubel und damit die russische Nationalbank wieder ins Spiel zu bringen, indem man bei Öl- und Gasexporten auf eine Bezahlung in der russischen Währung besteht, passen ins Bild einer zunehmenden Selbstisolation Russlands: Es wäre ein Vertragsbruch bei einem der wenigen internationalen Verträgen, die mit Russland noch bestehen. Es war schon in der Vergangenheit gefährlich naiv, mit diesem Regime Geschäfte zu machen. Wenn privatwirtschaftliche Verträge jeder willkürlichen Änderung durch das Putin-Regime ausgesetzt sind, sind alle Unternehmen in Russland dauerhaft als Geschäftspartner disqualifiziert.
Auf den Abbruch der finanziellen Beziehungen wird der Niedergang der russischen Volkswirtschaft folgen. An den Börsen wird die Zukunft gehandelt. Und so wurde das Ende Russlands zumindest für Aktienanleger schon vollzogen: Die Indexanbieter MSCI und FTSE Russell haben russische Papiere aus ihren internationalen Aktenindizes entfernt. Bei MSCI war Russland als Emerging Market eingestuft; künftig wird das Land als „Standalone Market“ klassifiziert und deshalb nicht mehr in internationalen Aktienindizes berücksichtigt. Vor allem die MSCI-Indizes werden von zahlreichen ETFs abgebildet. Die Anbieter verweisen darauf, dass russische Aktien nach den westlichen Sanktionen nicht mehr investierbar sind. Die Börse in Moskau war zuletzt am 25. Februar geöffnet und erlebte in Reaktion auf den Angriff am Vortag einen Crash. Auch wenn die Börse Moskau für Inländer inzwischen wieder geöffnet wurde, kann sie ihre volkswirtschaftliche Funktion nicht mehr erfüllen, nämlich Kapital und Risiken zu lenken. An westlichen Börsen werden aufgrund der Sanktionen keine russischen Aktien mehr gehandelt.
Russland steuert unter Diktator Putin auf eine traurige Zukunft zu, zurück zu Verhältnissen wie sie in der Sowjetunion herrschten. Genau diese Sehnsucht nach Sowjet-Zeiten treibt den Diktator an. Dazu gehören Tausende politische Gefangene, ein Repressionsappart, der Exodus der Intelligenz und ein Klima der Angst und staatlichen Willkür. Unter einer anderen politischen Führung hätte Russland eine Chance gehabt, die Einnahmen aus dem Export der riesigen Rohstoffvorkommen zu nutzen, um sich zu einer modernen Volkswirtschaft zu entwickeln. Diese Chance hat Putin nun endgültig zerstört: Russlands Wirtschaft stützt sich bislang auf die Exporte von Öl, Gas und anderen Rohstoffen. Die Exporterlöse hätten in den wirtschaftlichen Wandel investiert werden sollen, wanderten aber in die Taschen des Putin-Klans und ihm genehmer Oligarchen. Nachdem dieses Regime schon in den vergangenen zwei Jahrzehnten bei der Modernisierung der russischen Volkswirtschaft versagt hat, begeht es jetzt ökonomischen Selbstmord. Insbesondere die fossilen Rohstoffe verlieren in den nächsten Jahrzehnten an Wert. Das Zeitfenster, dass Russland zum Anschluss an die Weltwirtschaft gehabt hat, wurde jetzt von Putin geschlossen.
Die Ukraine gilt seit jeher als „Kornkammer“ und hat ihre hohen Getreideüberschüsse bislang, wie auch Russland, auf den Weltmärkten verkaufen können. Ein Wegfall der Getreideexporte gefährdet zwar nicht die Versorgung in Westeuropa, das selbst landwirtschaftliche Überschüsse produziert, dürfte aber zu einem Anstieg der Weltmarktpreise führen. Das wird auch für die Verbraucher in westlichen Ländern den Preisanstieg bei Lebensmitteln verstärken. Noch problematischer ist diese Entwicklung aber für Länder, die auf Getreideimporte angewiesen sind, insbesondere eine Reihe ärmerer Schwellen- und Entwicklungsländer.
