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Chirurgie der Befreiung

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Abrdn verschmilzt laut Ankündigung im Rahmen einer Verschlankung seines Geschäftsbereichs Multi-Asset-Solutions in Kürze den ehemaligen Kassenschlager „Global Absolut Return Strategies Fund“, alias „GARS“, auf den Abrdn Diversified Growth Fund. Damit nimmt die Geschichte des zwischenzeitlich Milliarden schweren Stolz der Investmentgesellschaft Standard Life Investments, der im Zuge einer Fusion zweier Asset Manager den Weg zu Abrdn fand, ein trauriges Ende.

Die Verantwortlichen werden sich den Schritt sicher nicht leicht gemacht haben, waren am Ende indes allem Anschein nach überzeugt, besser ein Ende mit Schrecken zu haben, als einen Schrecken ohne Ende. Schließlich war der Trackrecord des Fonds in den letzten Jahren zu einem regelrechten Belastungsfaktor, um nicht zu sagen, Reputationsrisiko geworden, mit dem man sich nicht mehr konfrontieren lassen wollte. Die annualisierte Zehnjahres-Rendite lag zuletzt bei -1,6% p.a. In der Folge war der Fonds entgegen der allgemeinen Begeisterung der Marktteilnehmer für Mischfonds in den letzten Jahren von fortgesetztem Siechtum gekennzeichnet, dem man jetzt ein Ende setzt. Anscheinend gab man die Hoffnung auf, das Steuer noch einmal herum werfen zu können. Die bisweilen gehörte Plattitüde, „they never come back“, derzufolge ehemalige Lieblinge der Fondsanleger irgendwann verblassen und kein dauerhaftes Comeback mehr erleben, hat sich also aufgrund der Konzernentscheidung zumindest in diesem Fall abschließend bewahrheitet. 

 

Was zu der Frage führt, woran es lag. Vordergründig betrachtet wurde nach dem Abgang des erfolgreichen Fondsmanager Guy Stern vor einigen Jahren in den Ruhestand und dem Wechsel vieler seiner gefragten Teammitglieder zu anderen Investmentgesellschaften oftmals auf einen Kompetenzverlust abgestellt. Bei näherer Betrachtung, haben sich in den letzten Jahren im schwierigen Umfeld der Märkte aber auch andere Multi-Strategie-Fonds vergleichsweise schwer getan, da sich ihre Teilstrategien nicht selten konterkarierten und in der Summe nivellierten oder schlicht zwischenzeitlich nicht funktionierten. Was zumindest den Gedanken nahelegt, die berühmte Flinte könnte für den Fall einer Rückkehr zu traditionellen Marktmustern, Zinsentwicklungen und Korrelationen vielleicht auch zu früh ins Korn geschmissen worden sein.

 

Ein Kopf, den man sich bei Abrdn nicht mehr macht. Dort hält man es anscheinend mit den alten Römern, die geschlagene Legionen auch auflösten und aus den Jahrbüchern zu verbannen suchten.

 

Ob es die Anteilinhaber des GARS, im Zuge der Verschmelzung in einen de facto übrigens kleineren und jüngeren Fonds nun besser getroffen haben, muss die Zukunft zeigen. Dessen Performance ist deutlich besser als die vom GARS, gleichwohl aber auch nicht unbedingt herausragend. Hier bleibt zu hoffen, dass die angekündigten weiteren strukturellen Veränderungen der Arbeitsweise des Multi-Asset-Teams bei Abrdn greifen werden.

 

Alles in allem ist die Entscheidung konsequent zu nennen. Sie hätte vielleicht sogar schon früher getroffen werden können. Aber niemand trennt sich gerne von einem früheren Blockbuster. Und die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zuletzt.

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