So kann es nicht verwundern, dass gerade Biotech-Aktien in den zurückliegenden Monaten hohe Kursverluste erlitten haben. Der Nasdaq Biotech Index hatte Mitte Februar 2021 mit 5.430 (am 12.02.2021) ein neues Rekordhoch erreicht und konnte dies ein halbes Jahr später (am 16.08.2021) noch einmal toppen: 5.501,7 Zähler markieren seitdem das Allzeit-Hoch des Nasdaq Biotech. Dem war eine eindrucksvolle Rekordjagd vorausgegangen. Auf dem Höhepunkt der „new economy“-Euphorie im März 2000 hatte der Index gerade mal 1.334 Punkte erreicht. Selbst wer auf diesem Zenit eingestiegen war, kam in den folgenden zwanzig Jahren also auf eine jährliche Durchschnittsrendite von 7,3 Prozent. Wer antizyklisch erst im Sommer 2002 auf den Nasdaq Biotech Index setzte, konnte in den folgenden 19 Jahren eine Ver-11-Fachung erleben (13,5 Prozent p.a.). Eine letzte Beschleunigung hatte der Aufwärtstrend ab April 2020 erfahren: Ein Plus von über 70 Prozent in weniger als zwölf Monaten! Doch inzwischen sind genau diese Kursgewinne wieder verloren gegangen: Von der Spitze ging es rund 40 Prozent bergab. Der übergeordnete Abwärtstrend ist intakt und die Belastungen durch steigende Zinsen dürften noch nicht vorbei sein. Aber fundamental erreicht der Biotech-Sektor jetzt wieder ein Niveau, auf dem er langfristig attraktiv bewertet ist.
Michael Sjöström Gründer, Partner und CIO bei dem auf Gesundheitsbranche spezialisierten Fondsanbieter Sectoral Asset Management, sieht die Gründe für die Biotech-Kursschwäche in den allgemeinen Belastungsfaktoren für die Börsen. Branchenspezifische Gründe gebe es dagegen nicht, denn die Healthcare-Branche sei relativ gut positioniert: Die unelastische Nachfrage bedeutet eine geringere Konjunkturabhängigkeit, es gebe relativ geringer Zulieferer-Probleme und Preissetzungsvermögen vor allem bei den innovativen Produkten, wie sie die Biotech-Branche entwickle. Sjöström erinnert auch an die weiter gültigen strukturellen Faktoren: Alterung der Bevölkerung und die zunehmenden Gesundheitsausgaben in den Schwellenländern. Die Innovationskraft der Branche bleibe auf hohem Niveau stabil. Die Bewertung der Branche, etwa gemessen am MSCI Biotech Index, liege mit rund 15 nahe den historischen Tiefs. Sjöström wertet die aktuelle Kurskorrektur als Opportunität für langfristige Investoren „auf drei bis fünf Jahre Sicht“.
Der auf Biotech ausgerichtete Sectoral Biotech Opportunities Fund war 2017 mit einem Plus von gut 30 Prozent in die Spitzengruppe der vergleichbaren Fonds geschossen, hatte diesen Vorsprung in den beiden Folgejahren aber wieder abgegeben. Im vergangenen und im laufenden Jahr liegt der Fonds zwar jeweils etwas über dem Durchschnitt der Biotech-Fonds, aber leicht unter dem Nasdaq Biotech Index. Dabei halten sich die Abweichungen in Grenzen: Die Indexschwergewichte Amgen, Gilead Sciences, Regeneron, Vertex, Moderna und Seagen sind auch die größten Positionen des Fonds, in der Regel aber mit einer etwas geringeren Gewichtung als im Index. Unterhalb der Branchen-Größten investiert dann der aktiv gemanagte Fonds aber fokussierter: Er kam per Ende Mai auf 52 Aktienpositionen; im Nasdaq Biotech Index sind dagegen rund 370 Aktien enthalten, viele kleinere aber mit so geringem Gewicht von weniger als einem halben Prozent, dass sich der Einfluss auf die Wertentwicklung verliert.
Wir trauen Michael Sjöström und seinem Team zu, zumindest phasenweise den Index wieder zu schlagen. Letztendlich wird die Performance des Sectoral Biotech Opportunities Fund als Fonds, der sich stark an der Benchmark orientiert, aber keine großen Abweichungen von einem ETF auf den Nasdaq Biotech Index zeigen. Der Erfolg hängt so oder so davon ab, niedrige Kurse im Biotech-Sektor zum Einstieg zu nutzen und Euphorie-Phasen auch mal für Gewinnmitnahmen zu nutzen. Inzwischen spricht vieles dafür, Positionen mittels regelmäßiger (Sparplan-) Käufe aufzubauen.