Die Deutsche Bundesbank bezifferte das Geldvermögen in Deutschland zuletzt auf rund 7,3 Billionen Euro, wovon nur rund 12 Prozent auf Investmentfonds, aber 42 Prozent auf Bargeld und Bankeinlagen entfallen. (Den zweitgrößten Anteil haben mit 31 Prozent Versicherungs- und Alterssicherungs-Produkte).
Am 14. September hat die Europäische Zentralbank (EZB) ein in zehntes Mal ihre Leitzinssätze erhöht, darunter die sogenannte Einlagefazilität, den Zinssatz, den Geschäftsbanken erhalten, wenn sie Guthaben bei der Zentralbank halten. Mit 4,0 Prozent wurde dieser Zins auf das höchste Niveau in der Geschichte des Euro angehoben. Der alte, jetzt überbotene Rekord lag bei 3,75 Prozent und hatte vom 5. Oktober 2000 bis zum 10. Mai 2001 gegolten. Das zeigt bereits, dass eine über zwanzigjährige Phase niedriger Inflation und Zinsen beendet ist.
Damit sind kurzfristige, liquide und risikoarme Geldanlagen wieder eine attraktive Alternative. Das zeigt sich bereits im Anlegerverhalten. Nicht nur Banken und Sparkassen sammeln inzwischen Milliardenbeträge auf verzinsten Konten und mittels verzinster Wertpapiere ein, auch Fondsgesellschaften beobachten hohe Zuflüsse in entsprechende Fonds. Diese Palette reicht von echten Geldmarktfonds („Money Market“) über geldmarktnahe Fonds mit sehr kurz laufenden verzinslichen Papieren („Ultra Short Term Bonds“) bis zu Fonds für sogenannte „Kurzläufer“, also Anleihen mit Laufzeiten oder Restlaufzeiten bis zu vier oder fünf Jahren als Obergrenze („Short / Mid – Term Bonds). In diesem Bereich lässt sich dann zunehmend auch ein Schwerpunkt nach unterschiedlichen Bonitäten setzen.
Für Geldmarktfonds sieht die staatliche Reglementierung eine Obergrenze von 397 Tagen Restlaufzeit vor. Nach der „European Securities and Markets Authority“ (ESMA) haben Standard-Geldmarktfonds einen Anlagehorizont von nur einem Monat. Danach spricht man hier bereits von „short duration“ Investments. Typisch Anlageinstrumente für Geldmarktfonds sind Tages- und Termingelder bei Banken, Schatzbriefe, (Inhaber-) Schuldverschreibungen („Commercial Papers“, „CPs“), Schuldscheine („Certificates of Deposit“, „CDs“), variabel oder festverzinslichen Anleihe, sofern ihre Restlaufzeit maximal 397 Tage beträgt. Es gibt auch Geldmarktfonds, die mit „Asset Backed Securities“ („ABS“) und / oder Swaps arbeiten. Es kann auch in Fremdwährungsanlagen investiert werden, also in Währungen abweichend von der Fondswährung, wobei das damit verbundene Wechselkursrisiko über Derivate abgesichert werden. So sieht beispielsweise Pictet Asset Management aktuell eine große Alpha-Quelle bei Anlagen in Nicht-Basiswährungen, wobei das Währungsrisiko aber vollständig über Swap-Geschäfte abgesichert wird.
Und wer in den Wechselkursen nicht nur Risiken sondern auch Chancen sieht, findet mit Geldmarkt(nahen) Fonds in Fremdwährungen ein leicht zugängliches Anlagevehikel, das die Anlage in der gewünschten Fremdwährung mit der entsprechenden Verzinsung verbindet. Gerade weil der Zinsanstieg nicht nur im Euroraum stattfand, bieten auch verzinsliche Anlagen in anderen Währungen eine denkbare Alternative. Beim US-Dollar und dem britischen Pfund liegen die Zinsen mit über fünf Prozent am kurzen Ende über dem entsprechenden Euro-Niveau.
Aktuell ist der Markt für verzinsliche Anlagen durch eine sehr inverse Zinsstruktur gekennzeichnet. Dabei sind die Renditen für kürzere Kaufzeiten deutlich höher als bei langen Laufzeiten. Darin spiegelt sich die Erwartung der Kapitalmärkte, dass die Notenbanken die Inflation unter Kontrolle bringen und ihre Leitzinsen wieder werden senken können. Sollte die Mehrheit der Marktteilnehmer damit richtig liegen, besteht die Herausforderung aktuell darin, sich die relativ hohen Zinsen für möglichst lange Zeit zu sichern. Festverzinsliche Wertpapiere mit festen Zinskupons würden bei einem Rückgang der Kapitalmarktrenditen als zusätzliche Ertragsquelle Kursgewinne bringen. Weil diese Perspektive bei langen Laufzeiten aber schon teilweise eingepreist wird, sehen manche Experten und Fondsmanager die besten Opportunitäten aktuell bei mittleren Laufzeiten – sowohl bei Euro- als auch US-Dollar-Anlagen.
Fazit: Die wieder hohen Zinsen müssen nicht zum Rückzug aus Fonds führen. Breite Risikostreuung, tägliche Verfügbarkeit und eine breite Palette an Varianten bezüglich Laufzeiten, Bonitäten und Währungen spricht dafür, auch für die liquiden Reserven seines Vermögens Fonds in Auge zu fassen.