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Stabilität mit Aktien

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Die Gleichzeitigkeit von Kursverlusten bei Aktien und Anleihen im ersten Halbjahr stellte einen besonderen Stresstest für Strategien dar. Christian Lehr, Senior Portfolio Manager bei Nordea, nennt diese Entwicklung einen „Ausverkauf über verschiedene Bereiche und Faktoren hinweg mit wenig Ausnahmen“ und einen „Korrelations-Alptraum“.

Als größter Nachteil von Aktieninvestments gilt das Risiko von Kursverlusten. Bei breiter Risikostreuung erweisen sich Kursverlust zwar als vorübergehend. Sie zu minimieren gilt dennoch als Anspruch, den viele Anleger an Aktienfonds haben. Aktien und Stabilität – ein Spagat.

Der skandinavische Fondsanbieter hat das Ziel der Stabilität schon vor Jahren zum Namensbestandteil seines Nordea 1 – Global Stable Equity Fund (ISIN LU 009 789 006 4) gemacht. Dessen Fondsmanagement sucht nach „stabilen Ertragsaktien“, erklärtermaßen nicht nach den „Senkrechtstartern“, die häufig aus der Technologie-Branche stammen. Stabile Ertragsaktien seien zwar vergleichsweise „langweilig“, böten aber die gewünschte Stabilität. Dabei stellt man bei Nordea auf die absoluten Ergebnisse der Unternehmen ab, auf Stabilität beim Management, beim Geschäftsmodell und bei den Gewinnen. Solche Aktien würden in schwachen Marktphasen, wie im ersten Halbjahr 2022 erlebt, Widerstandsfähigkeit beweisen. Ausgangsbasis sei im ersten Schritt eine Stabilitätsanalyse, in die verschiedene Kriterien einfließen, darunter die Cashflows der Unternehmen, die Rohgewinne, die bereinigten Gewinne, die EBITDA-Ergebnisse und die Dividenden. Aber auch der Aktienkurs und seine Entwicklung spielt dann eine wichtige Rolle: Zum einen gebe eine geringe Volatilität der vergangenen Kursentwicklung einen Hinweis auf die gesuchte Stabilität. Im zweiten Schritt spiele natürlich die Bewertung die entscheidende Rolle: Die Aktien sollten ganz klassisch günstig bewertet sein.

In einer Welt, in der Performancebeiträge zunehmend sogenannten Faktoren zugeordnet werden, bedeutet dies einen „Tilt“ (Neigung) zu den Faktoren „Value“, „High Quality“ und „Low Volatility“. Dagegen seien der Faktor Wachstum („Growth“) nur an untergeordneter Stelle im Faktor-Exposure der Strategie zu finden. Gerade dieses „Multi-Faktor-Exposure“ leiste einen wichtigen Beitrag zur angestrebten Stabilität, betont Christian Lehr.

Der schon Anfang 2006 gestartete Fonds konnte damit nicht nur im laufenden Jahr die angestrebte Stabilität zeigen, sondern auch langfristig. Nicht nur der MSCI Welt wurde bei geringerer Volatilität klar geschlagen; auch im Vergleich zum Durchschnitt der global anlegenden Value-Aktienfonds entstand im Laufe der Jahre ein Vorsprung. Ausnahmen waren und könnten auch zukünftig solche Phasen sein, in denen eher zyklische, also konjunkturabhängige Aktien, die in der Regel aufgrund ihrer Bewertung auch dem Value-Bereich zugeordnet werden, eine Outperformance zeigen. Dies war zuletzt vor allem 2017 der Fall, als gerade die europäische Konjunkturentwicklung die Erwartungen überflügelte. Längerfristig erweisen sich die konjunkturabhängigen Value-Aktien dann aber als zu instabil – in ihrer Geschäfts- und letztendlich auch Kursentwicklung. Unternehmen aus den Sektoren Grund-/Rohstoffe, zyklische Konsumgüter, Finanzen und Industrie sind deshalb untergewichtet, Aktien aus den Sektoren Pharma/Gesundheitswesen, Telekommunikation und Versorger übergewichtet. Auch IT-/Technologie-Aktien finden bei Stabilität und günstiger Bewertung in größerem Umfang Eingang ins Portfolio. Die Entscheidungen fallen aber „bottom up“ und nicht „top down“, also aus der Betrachtung der Einzelaktien nicht aus Branchenanalysen. Bemerkenswert ist, dass dem Nordea Stable Equity die Outperformance im laufenden Jahr gelang, ohne in eine einzige Ölaktie investiert zu haben. In diese Branche investiert der Nordea-Fonds aufgrund von ESG-Ausschlusskriterien nicht.

Fazit: Nordea gelingt es mit dem Stable Equity Fund an seine Tradition als guter Value-Aktienfondsmanager anzuknüpfen. Der Fonds schafft relative Stabilität – auch relativ zu „deep value“ und stark in zyklische Aktien investierenden Fonds, weil er nicht nur auf den Faktor „Value“ setzt.

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