FONDS SCOUT

„Simple, low cost investment“

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Das sagen nicht etwa Kritiker über die neue Lebenszyklus-ETF-Palette des Hauses Amundi, die Europas größter Asset-Manager gerade in Kooperation mit der spanischen Caixa-Bank aufgelegt hat, sondern der Anbieter selbst. „Ideal für Anleger, die nicht die Zeit oder die Erfahrung haben, ihre Portfolios täglich zu überwachen“, lässt man sich bei Amundi zitieren. Und das für lediglich 0,18 % Verwaltungsvergütung p.a.. Hier gibt es die Vermögensverwaltung zum Selbstkostenpreis und Mitnehmen, möchte man ergänzen.

Grundsätzlich sind Lebenszyklusfonds, die als Mischfonds über sinkende Aktienquoten in Relation zur Restlaufzeit der Anlagehorizonte ihrer Anteilinhaber das Chance-Risiko-Verhältnis steuern, ein alter Hut. Fidelity und Deka, um nur zwei Namen zu nennen, die ihren Kunden Zielfonds für Einmalanlagen und Sparpläne offerieren. Und ein Blick in die Historie entsprechender Fonds liefert noch mehr Beispiele, indes gescheiterte Versuche. Hier sei nicht nur an die SAUREN-Zielvermögen 2020 / 2030 und 2040 erinnert, die später anderweitig deklariert oder verschmolzen wurden, sondern vor allem auch an den ambitionierten Versuch der Fortis Investment im Jahr 2007 insgesamt 47 (bis 2054) hintereinander gestaffelte, sogenannte „Target-Click Funds“ an die Frau und den Mann bringen zu wollen, die mangels Nachfrage in den Folgen der Finanzkrise vom Markt genommen wurden.

Die vier neuen Amundi-Lifecyle-Funds 2030 / 2033 / 2036 und 2039 UCITS ETF Acc. verkörpern indes die ersten Lebenszyklusfonds im ETF-Mantel in Europa und sind zumindest bisher auch die preiswertesten Lösungen ihrer Art. Allem Anschein nach, richten sie sich vor allem an kostensensible Selbstentscheider und Vertriebe, die preiswerte, schlichte, ESG konforme Anlagelösungen von der Stange suchen. Für den Preis gibt es ein breit diversifiziertes Mischfondskonzept, dass sich an FTSE-Indizes orientiert und vier Anlageklassen kennt: „Aktien“, „Unternehmensanleihen“, „Staatsanleihen“ und „kurzlaufende Staatsanleihen“. Letztere kommen allerdings erst in der Schlussphase der Anlagehorizonte zum Einsatz. Rohstoffe, Edelmetalle, etc., Fehlanzeige.

Was überraschen könnte, ist die Höhe der Aktienquote, die von lediglich 50 % bei 14 Jahren Anlagehorizont (2039) auf 20 % bei angepeiltem Ablaufdatum 2030 fällt. Diese Höhe widerspricht zumindest dem langläufigen Empfinden, dem zufolge Aktien der Renditetreiber Nummer 1 sind und so hoch wie möglich berücksichtigt werden sollten. Vielleicht entspricht die Gewichtung von 50 % Aktien, 35 % Unternehmensanleihen und 15 % Staatsanleihen (regelmäßiges Rebalancing) in der 2039er Lösung aber auch schon einem neuen Zeitgeist, der Anleihen für eine längere Phase ein attraktiveres Chance-Risiko-Verhältnis beimisst als Aktien. Und obendrein kommen die Fonds so mit Blick auf den Risikoindikator der SRRI Skala alle vier mit einer nervenschonenden „3“ von sieben Stufen daher, die dem Vertrieb dienlich sein könnte.

Alles in allem bleibt die Akzeptanz der neuen Lebenszyklus-ETFs abzuwarten. In der Vergangenheit waren Lifecycle-Funds kein selbstlaufender Kassenschlager. Nicht auszuschließen aber, dass die simplen low-cost-Investments Freunde finden. Entscheidend dürfte dafür neben der Wucht ihrer Vermarktung vor allem auch ihr Abschneiden in Relation zu anderen vergleichbaren aktiv gemanagten Multi-Asset-Fonds sein. Können diese nach Kosten keinen erkennbaren Mehrwert spenden, kommen ihre Anbieter noch mehr unter Druck als derzeit ohnehin schon. Bleiben die Amundi-Lifecycle-ETFs im Umkehrschluss Ladenhüter, könnten sie vielen ihrer Artgenossen eines Tages in den ewigen Jagdgründen Gesellschaft leisten.

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