FONDS SCOUT

Ok, dann doch…, aber nur…

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Die Entscheidung des Hauses Allianz Global Investors (AGI), die ESG-Kriterien aufzuweichen und ihren Art.8-Fonds (SFDR) zukünftig Investitionen in ausgesuchte Bereiche der Rüstungsindustrie zu erlauben, mutet opportunistisch an. Auch dann, wenn diese Entscheidung mit sicherheitspolitischen Veränderungen im Zuge der geopolitischen Ereignisse der letzten Jahre begründet wird.

Die Unterscheidung in investierbare „militärische Ausrüstung und Dienstleistungen“ sowie „Aktivitäten im Kontext von Atomwaffen unter bestimmten Bedingungen in Staaten, die dem Atomwaffensperrvertrag unterliegen“ einerseits und nicht investierbare „international verbotene Waffen“, „Atomwaffen außerhalb des Atomwaffensperrvertrags“ und „Waffen mit weißem Phosphor und abgereichertem Uran“ andererseits, erweckt zudem den Eindruck, man könne im Einzelfall in „gute“ und „schlechte“ Waffen unterteilen und deren Nutzung regional einschränken oder ihre zweckgebundene Nutzung kontrollieren. Ein Gedanke, der naiv bis scheinheilig anmutet.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht hier nicht um die Frage, ob man grundsätzlich in Titel der Rüstungsindustrie investieren sollte oder nicht. Das muss jeder Anleger mit sich selbst ausmachen. Und es geht auch nicht um eine revidierte Meinung im Sinne des alten Adenauer Zitats: „Wat kümmert mich ming Jeschwätz von jestern“?

Was hier bemerkenswert erscheint, ist die Art und Weise, wie noch vor kurzer Zeit monstranzartig vor sich hergetragene Selektions- und Ausschlusskriterien nachhaltiger Fonds, die bis hierhin gegen bereits früher vorgetragene öffentliche Kritik in der Branche stets mit ethischen Argumenten verteidigt wurden, nun mit „verteidigungspolitischen Notwendigkeiten“ und damit wieder mit dem gefühlten pädagogischen Zeigefinger geschliffen werden. - Ein Schelm, wer denkt, das habe mit der massiven Outperformance von Rüstungsaktien in den letzten Jahren und der daraus erwachsenen Kundennachfrage zu tun, die sich in den milliardenschweren Mittelzuflüssen entsprechend deklarierter und positionierter Fonds inzwischen widerspiegelt.

Wenn es in einer Mitteilung einer Investmentgesellschaft heißt: „Ein robuster Verteidigungssektor ist erforderlich, um die Mittel für die nationale und regionale Sicherheitspolitik bereitzustellen und die wirtschaftliche und soziale Stabilität zu unterstützen“ klingt das für mich in diesem Zusammenhang eher nach Marketing als einem Appell an mein staatstragendes Verantwortungsbewusstsein. Dass die AGI vermutlich nicht der letzte Anbieter bleiben wird, der sich dem veränderten Stimmungsumfeld anpasst, sei zumindest erwähnt.

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