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Der Trump Crash

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Die letzte verbliebene Supermacht demontiert sich selbst. Statt die Stärken der USA zu fördern, vor allem die Technologieführerschaft in den meisten Schlüsselbereichen, will US-Präsident Trump das Rad der Geschichte zurückdrehen. Für ihn wäre „America great again“, wenn im Rust Belt wieder die Schornsteine rauchen, Kohlebergwerke und Ölfördertürme aufgebaut und benzinfressende Autos hergestellt werden. Das kommt also dabei raus, wenn sich ein 78-jähriger Rechtspopulist ohne Wirtschaftskompetenz mit „Ja“-Sagern ohne Wirtschaftskompetenz umgibt.

Ob es extreme Dummheit oder gewissenloses Kalkül ist, dass Donald Trump allen Ländern der Welt (außer Russland) den Handelskrieg erklärte, wird erst die Zukunft offenbaren. Fest steht aber wir Zeuge der größten politisch herbeigeführten Wohlstandsvernichtung der Geschichte sind, wenn man von militärischen Kriegserklärungen absieht. Dabei sind die über fünf Billionen US-Dollar an Börsenwert, den US-amerikanische Unternehmen durch die Erhebung zusätzlicher US-Zölle bislang verloren haben, nur ein kleiner, aber sehr mess- und spürbarer Teil der Wohlstandsverluste. Messbar, weil man sie sofort aus der Veränderung der Aktienkurse berechnen kann. Spürbar, weil sie alle Anleger mit Blick in ihre Wertpapierdepots unmittelbar sehen. In keiner zweiten Volkswirtschaft der Welt hat das so große Auswirkungen wie in den USA, denn fallende Aktienkurse sind dort kein Luxusproblem weniger, sondern ein Stimmungskiller für die Mehrheit der Bevölkerung. Die für die US-Konjunktur so wichtige Konsumneigung der US-Privathaushalte bricht ein, wenn es an den Aktienmärkten in der Breite zu hohen Kursverlusten kommt. Die in den vergangenen Jahren erstaunlich robuste US-Konjunktur erlebt damit jetzt eine Belastung, die mit der Corona-Pandemie vergleichbar ist. Mit deren Folgen kamen die Volkswirtschaften insgesamt schneller besser zurecht, als die meisten erwartet hatten. Das könnte mit der mutwillig herbeigeführten Krise anders sein: Den USA droht eine hausgemachte Stagflation, eine Phase ohne Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig hoher Inflation. Die daraus entstehenden Wohlstandsverluste zu beziffern, fällt weitaus schwerer. Und sie sind nicht auf die USA beschränkt. Gegenzölle kommen schon, um Verhandlungsmasse zu haben. Dabei könnte die EU auf den Vorwurf des US-Handelsbilanzdefizits mit Verweis auf den riesigen Überschuss der USA bei digitalen Dienstleistungen antworten. Man stelle sich vor, Europa würde Alphabet (Google), Apple, Amazon, Microsoft und Meta (Facebook, Instagram, WhatsApp) in einer solchen Höhe zur Kasse bitten, dass die entsprechenden US-Angebote in Europa nicht mehr wettbewerbsfähig wären. Wie schnell wären Facebook, Instagram und WhatsApp deinstalliert, wenn deren Nutzung jedes Mal 10 Cent kosten würde? Wie lange würde es dauern, bis kostenlose europäische Apps deren Position eingenommen hätten? Wer würde auf Dauer für jede Google-Suchanfrage zahlen, wenn die europäische Suchmaschine kostenlos wäre? Wie teuer muss Microsoft-Software werden, bis es durch europäische ersetz wird? Wann wäre bei US-Streamingdiensten wie Amazon und Netflix die Schmerzgrenze erreicht?

Trumps Zölle sind ein Anschlag auf die internationale Arbeitsteilung. Darin liegt ihr größter Effekt zur Wohlstandsvernichtung.

Angesichts möglicher Eskalationsrisiken ist man aktuell wohl gut beraten, nicht jeden Kursrückgang sofort als „tolle Einstiegsgelegenheit“ zu verstehen. Andererseits ist bereits erkennbar, dass in vielen Fällen kopflos verkauft wird. So verzeichneten in Europa besonders jene Aktien hohe Kursverluste, die in den Vorwochen stark gestiegen waren. Eine um sich greifende „raus aus Aktien, koste es, was es wolle“- Stimmung ist bekanntlich kein guter Ratgeber, Aktieninvestments aufzulösen – im Gegenteil. Wer umgekehrt jetzt über den Kauf von Aktienfonds nachdenkt, sollte sich allerdings fragen, welche Ausrichtung, welche Schwerpunkte dabei richtig sind. Wieder drei Viertel US-Aktien, weil das in der Benchmark so ist?

An den Börsen werden die großen Wendepunkte oft erst mit Verzögerung von Jahren erkannt: 1990 endete beispielsweise die lange Hausse an der Börse Tokio: Das Gewicht japanischer Aktien in den globalen Aktienindizes wie dem MSCI Welt übertraf damals deutlich das Gewicht von US-Aktien. Japan war der größte und wertvollste Aktienmarkt der Welt. Dort nicht investiert zu sein, galt als größter Fehler. Viele Anleger konzentrierten sich ganz auf Japan, setzten sogar mit Call-Optionsscheinen spekulativ auf weiter steigende Aktienkurse. Dass viele Jahre, ja Jahrzehnte einer schwachen Aktienmarkt-Entwicklung folgen würden, konnte sich 1989 kaum ein Anleger vorstellen. Wenn die US-Amerikaner Donald Trump weitermachen lassen, führt er das Land in eine schwere, hausgemachte Wirtschaftskrise. Deshalb markieren diese Wochen vielleicht wieder einen Wendepunkt in der Börsengeschichte: Der US-Aktienmarkt könnte seinen Zenit gerade überschritten haben. Auch wenn US-Aktienindizes in den kommenden Jahren neuen Hochs erreichen, könnte aber der Anteil der USA an den Aktienmärkten weltweit einen langanhaltenden Sinkflug beginnen. Das ist, wie damals vor 35 Jahren im Falle Japans, für die meisten Aktienanleger kaum vorstellbar. Gerade deshalb würde es die meisten Investoren wieder „auf dem falschen Fuß erwischen“. Wer aktive Anlageentscheidungen für sich reklamiert, darf auch abweichend von der Benchmark investieren!

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