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Nicht nur ein Grund: Selection Rendite Plus im Minus

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Das sich dem Ende zuneigende Jahr bescherte auch so manchem Fonds, der jahrelang durch sehr gute Rendite / Risiko – Ergebnisse aufgefallen war, schmerzhafte Verluste. Dass die Ursachen dafür in jedem Einzelfall betrachtet werden sollten, dafür ist der Selection Rendite Plus ein Beispiel.

Minus 15,6 Prozent verlor der Anteilswert (Anteilsklasse „R“) in den ersten elf Monaten des Jahres – und damit mehr als in den zwei Jahren zuvor an Wertzuwachs erzielt wurde. Alle Gewinne seit Anfang 2019 gingen verloren. Dabei galt der flexible Mischfonds gerade hinsichtlich der Risiken als überdurchschnittlich. Beispielsweise hatte das Fondsmanagement aus Claus Weber, der die Anleihen-Investments des Fonds verantwortet, und Jörg Scholl, der die Aktien für den Fonds selektiert, die Börsenschwäche im 4. Quartal 2018 gut abfangen können: Der Drawdown erreichte kaum 6 Prozent, während die meisten flexiblen Mischfonds rund doppelt so viel verloren. Der Durchschnitt der vergleichbaren Fonds benötigte bis Anfang 2020, um sich davon zu erholen, als mit Corona der nächste Rückschlag an den Börsen kam. Auch den konnte der Selection Rendite Plus wieder auf nur wenig mehr als die Hälfte dessen begrenzen, was der Durchschnitt der flexiblen Mischfonds verlor. Der raschen Trendwende im Jahr 2020 verdankt es die Mehrheit der Fonds, dass das Gesamtjahr noch mit einem kleinen Plus beendet werden konnte. Der Selection Rendite Plus beendete 2020 dagegen mit +10,1 Prozent. Der Erfolg wurde mit Mittelzuflüssen belohnt. Das Fondsvolumen verdreifachte sich binnen weniger Monate auf rund 135 Millionen Euro im Sommer 2021. Im Herbst 2021 begann dann aber eine Schwächephase, in der sich der Selection Rendite Plus erstmals nicht mehr besser halten konnte. Die Beiträge der zeitweiligen Absicherung („Hegding“) waren zwar positiv, „wir waren zu wenig stark gesichert.“ Das wechselhafte Umfeld habe eine klare Hedging-Politik verhindert. Die in diesem Jahr verlustdämpfende Wirkung von Währungsgewinnen bei einem hohen Anteil von US-Investments fehlt dem ausschließlich in Europa anlegendem Selection-Fonds. Zudem war „der Rentenbereich nicht der sichere Hafen“, sondern habe „deutlich negativ performt“. Ein Dachfonds-Anbieter hat angesichts der Underperformance rund 40 Millionen Euro abgezogen.

Beim Aktienteil habe ihnen der nachhaltige Ansatz „einen Streich gespielt“. So seien die gut performenden Öl- und Gas-Aktien über die Ausschlusskriterien konsequent nicht im Portfolio enthalten gewesen. Wachstumsfirmen hätten in dem Umfeld zudem in vielen Fällen Ertragsprobleme gehabt. Selection-Fondsmanager Scholl unterstreicht aber die konsequente Nachhaltigkeitsausrichtung des Fonds, die in der Branche ja in vielen Fällen nicht so praktiziert werde.

Mit der von ihm erwarteten Entspannung beim Inflationsanstieg und einer Beruhigung bei der Zinsentwicklung zeigt sich Fondsmanager Jörg Scholl vorsichtig optimistisch. „Nach allgemeiner Logik dürfte hier der Druck runterkommen.“ Für 2023 / 2024 könne man erwarten, dass die Unternehmensgewinne in den Inflationsgewinner-Branchen, darunter Öl und Rohstoffe, rückläufig seien, dagegen in vielen Branchen, die dieses Jahr verloren, steigen. Die europäischen Aktienmärkte, insbesondere auch deutsche Aktien, seien mittlerweile deutlich attraktiver bewertet als US-Aktien. Die Liquiditätsversorgung habe sich im Rahmen der Inflationsbekämpfung verschlechtert. Aber auch in dieser Hinsicht befänden sich deutsche und europäische Aktien in einem weitaus besseren Umfeld als Aktien aus den USA. Deshalb sei es „fatal, jetzt aus einem Fonds, der so ausgerichtet ist wie unser Fonds, herauszugehen. Das mag vielleicht genau der falsche Zeitpunkt sein.“

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