Verzicht auf Rendite zugunsten von Nachhaltigkeit: Großartig, vorbildlich, löblich, möchte man meinen. So dürfen wir auf eine nachhaltigere Zukunft hoffen und bauen.
Wäre da nicht der Umstand, dass ein solches Commitment in einer Multiple-Choice-Umfrage Marke „Wären Sie bereit, dabei auch auf Rendite zu verzichten?“, schnell mal abgegeben ist. Sind Theorie und Praxis an dieser Stelle immer kongruent? Müsste man nicht eigentlich noch klären, auf wieviel Rendite, mithin welche Größenordnung man tatsächlich verzichten würde? Zwei von fünf Prozent Ertrag p.a., vier von fünf oder gar ein kleiner Verlust, statt Ertrag? - Kurzfristig, zwischenzeitig, langfristig? Wer von den Befragten legt Geld an und wer würde es nur tun, wenn er Investor wäre? Ganz zu schweigen davon, dass von der tatsächlichen Entscheidung ohnehin nur die Institute, die Berater und vor allem die Anleger selbst zeugen können. In der Wahlkabine ist der Bürger schließlich auch allein und kreuzt nicht immer alles so an, wie er es vorher in Umfragen und im Bekanntenkreis bekundet hat.
Damit wir uns nicht falsch verstehen. Wir sollten uns über die erklärte Bereitschaft nachhaltig anzulegen und dafür ggf. auch auf Rendite zu verzichten, freuen. Sie zeugt davon, dass vielfach verantwortungsvoll gedacht wird. Indes ist eine „bella figura“ in anonymen Umfragen leicht und schnell gemacht. Wie gut ist es vor diesem Hintergrund doch, dass nachhaltig Investitionen keineswegs automatisch Renditeeinbußen mit sich bringen müssen.
