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Kontrastprogramm

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Krasser als die Auflage eines Waffen-/ Rüstungs- und eines Öl-Service-Fonds kurz vor dem Osterfest, könnte das Kontrastprogramm des amerikanischen Vermögensverwalters und ETF-Anbieters VanEck zu der derzeit von den Megatrends ESG- und Impact dominierten Fondsindustrie wohl kaum ausfallen.

Was hier kommt, könnte man auch als bewussten Gegenentwurf zum aktuellen Investment-Mainstream verstehen, der in sich nicht nur opportunistische und renitente, vielleicht sogar dem Marketing geschuldete Züge trägt, sondern auch rationale und ökonomische. Beide Fonds orientieren sich dem Vernehmen nach an Angebot, Nachfrage und geschäftlichen Perspektiven und legen damit an einigen Stellen den Finger in jene Wunden, in denen der gesellschaftliche friedensbewegte und nachhaltige Konsens, so er denn überhaupt besteht, widersprüchlich erscheint und bisweilen nicht zur wirtschaftlichen und politischen Wirklichkeit passen mag.

Vor diesem Hintergrund erscheint es notwendig, sich als Fondsbranche mit den entsprechenden Themen, Thesen und Positionen, die sich unter anderem im Zuge der Energiewende und auch der Sicherheitstechnik finden lassen, inhaltlich substanziell auseinanderzusetzen.

Dessen ungeachtet hat der VanEck Defense UCITS ETF, der naturbedingt nach SFDR-Einstufung als Artikel 6 Fonds daherkommen muss, mit Namensgebung und Ausschlusskriterien sein Mögliches dafür getan, mehr als Sicherheitstechniker denn als Waffenhändler zu erscheinen, an dessen Händen Blut klebt.

Hier wird von „Verteidigung“ gesprochen, nicht von „Waffen“, „Rüstung“, „Munition“ oder gar irgendwelchen Angriffskomponenten. Die Rede ist stattdessen von einem diversifizierten Zugang zu den Marktführern der Bereiche Verteidigungstechnologie und Cybersicherheit. Dabei geht es unter anderem um Produkte und Dienstleistungen für die Luft- und Raumfahrt, Kommunikationssysteme und -dienste, Satelliten, unbemannte Fahrzeuge, Ereignisreaktions- und Sicherheitssoftware, Hardware und Dienstleistungen der Informationstechnologie, Schulungs- und Simulationssoftware und -produkte, sowie die digitale Forensik und biometrische Identifizierungen.

Klingt irgendwie mehr nach Technologiefonds als nach Waffen und Munition. Oder? Und ob sich das immer so auseinanderhalten halten lässt, was da der Verteidigung und was dem Angriff dient? Dürfte das nicht selten von der Perspektive abhängen, mit der man auf die Waffen sieht? Steht man davor oder dahinter?

Und auch die Ausschlusskriterien sind dazu geeignet, dem Anleger dabei zu helfen, sich beim Waschen den berühmten Pelz nicht nass zu machen. So sind umstrittene Waffen selbstverständlich verboten: keine Herstellung von Anti-Personenminen, Streuwaffen, biologischen, chemischen, Brandwaffen, Kernwaffen oder Einsatz von abgereichertem Uran und weißem Phosphor. Und natürlich darf auch nicht in Unternehmen investiert werden, die gegen festgelegte globale Normen verstoßen.

Handwerklich, mit Blick auf Universum, Pure-Play, Liquidität, etc. ist der Fonds ordentlich gemacht. Vermutlich lässt er aber manchen Kenner der Rüstungsindustrie fragen, wo es richtig qualmt und stinkt, wo die General Dynamics, Lockheed Martins und Rheinmetalls dieser Welt sind, an denen sie partizipieren wollen und ob sie der MarketVector Global Defense Industry Index mit gerade einmal 3,5% Ertrag in den letzten 12 Monaten adäquat an der weltweiten Aufrüstung hätte verdienen lassen.

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