Bei näherer Betrachtung steht ein solcher Kipppunkt derzeit auch der erfolgsverwöhnten Fondsbranche bevor, die jahrzehntelang von einem Absatz- und Umsatzrekord zum nächsten jagte. Vielleicht liegt er sogar schon hinter ihr.
Denn der Preiskampf im institutionellen Geschäft, die fortschreitende Passivierung der Anlagestrategien mittels ETF und die wieder gewonnene Attraktivität alternativer Anlageformen lasten auf dem Wachstum der Asset Manager und gefährden obendrein die bisher erzielbaren Margen.
Mag die Zinsentwicklung auch Schwankungen unterliegen, der Wettbewerbsdruck in einem medial und digital transparenten Markt, der von immer professioneller agierenden Käufern (Investoren, Vertrieben) dominiert wird, kennt nur eine Richtung. Eine Rückkehr zu alter Profitabilität, zumindest in der Breite der Anbieterlandschaft steht somit nicht mehr zu erwarten.
Und wenn dem so ist, bleibt den um hohe Gewinne bemühten Asset Managern nach Überschreiten der individuellen Kipppunkte nur wenig Zeit, sich den neuen Rahmenbedingungen anzupassen. Denn ihre Maschinerien sind auf Wachstum ausgelegt, ihre Kostenapparate schon für den Fall stagnierender Einnahmen überdimensioniert, von sinkenden ganz zu schweigen. Die Kapazitäten müssen zurückgestutzt werden. Will sagen, es stehen Rationalisierungsmaßnahmen zu erwarten, die Personal und Marketingbudgets betreffen, sowie ein fortschreitender Konzentrationsprozess der Asset-Management-Industrie, der im Zuge von Fusionen und Übernahmen vor allem den Mittelbau der Anbieterlandschaft treffen wird, also jene Häuser, die zu klein für den Wettbewerb unter Global Player sind, zugleich aber zu groß, um in Nischen zu überleben.
Da spendet es den Asset Managern vermutlich wenig Trost, zu wissen, dass Vertriebe und Berater in der Wertschöpfungskette die nächsten sein werden, die sich ihrer Marge noch härter erwehren müssen.