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„GlobAllocation“: Weltkonjunktur und Umfeld für Aktieninvestments

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Die Risiken für die Weltkonjunktur nehmen zu. Bei der Investmentgesellschaft Allianz Global Investors (AGI) fasste man die Situation unlängst so zusammen: „Die ökonomische Großwetterlage trübt sich weiter ein. Das wird auch in den Konsensus-Schätzungen deutlich. Während die Inflationserwartungen für das laufende und das kommende Jahr quer über alle Regionen immer weiter nach oben geschraubt werden, passen die Volkswirte ihre Wachstumserwartungen nach unten an. Nach hauseigenem proprietären Rezessions-Risiko-Indikator ist die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA deutlich gestiegen, auch wenn der Arbeitsmarkt dort noch unter Volldampf steht.“

Die Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) für dieses und das kommende Jahr liegen nahe +3,5 Prozent Wirtschaftswachstum. Eine Reihe von Indikatoren spricht allerdings dafür, dass diese Erwartung noch zu optimistisch ist. So sind die Einkaufsmanagerindizes für alle wichtigen Volkswirtschaften zuletzt weiter gesunken. Mehrheitlich liegen sie jetzt in einer vergleichsweise engen Bandbreite von plus/minus zwei Prozent um die 50er Marke, genau jenen Wert, der eine wachsende Wirtschaft (Werte über 50) von einer schrumpfenden Wirtschaft trennt (Wert unter 50). Der globale Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe liegt mit 50,3 nur noch hauchdünn im positiven Bereich. Für die USA, beim sogenannten „US Manufacturing PMI“, sieht es zwar mit 51,5 noch etwas besser aus. Doch ist hier der Rückgang über drei bis sechs Monate sehr hoch, so dass man diesen Wert inzwischen als Vorboten einer weiteren Konjunkturabschwächung verstehen muss. Es bleibt also für die USA bei einem Szenario „einer Abschwächung, aber nicht einer harten Rezession“ (siehe Vormonat). Die Stabilisierung des Kupferpreises oberhalb von 7.000 US-Dollar pro Tonne setzte sich zwar fort, eine Trendwende nach oben gibt es aber nicht. Ausflüge über 8.000 Dollar blieben mehrfach auf wenige Tage begrenzt. Eine Preiserholung, die den Preisrutsch vom Juni auch nur annähernd ausgleichen könnte, war und ist nach vorherrschender Einschätzung nicht in Sicht. Auch Fracht- und Charterraten sprechen mit ihrem anhaltenden Rückgang für eine Abschwächung des Welthandels und mithin der Weltkonjunktur.

Binnen nur zwei Monaten hat sich das Gesamtbild unserer „Weltkonjunkturampel“ von fünfmal „grün“ bei nur zweimal „rot“ auf fünfmal „rot“ verschlechtert. Die IWF-Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft liegt bereits nahe 3,5 Prozent. Und den chinesischen Einkaufsmanagerindex bewahrt nur seine Erholung von tieferen Werten kommend vor einer negativen Beurteilung. Diese beiden Ampeln stehen jetzt gleichermaßen auf „gelb“.

Die Sommerrallye an den Aktienmärkten hatte sich bekanntlich vor allem auf die Hoffnung gestützt, die Notenbanken, allen voran die US-Fed, könnten bald ihre Zinserhöhungspolitik beenden. Trotz des leichten Rückgangs der monatlichen Inflationszahlen, zeigt sich, dass es falsch war, schon auf eine Lockerung der Geldpolitik zu setzen („eine optimistische Haltung, die enttäuscht werden könnte“, hieß es dazu an dieser Stelle).

Am Basisszenario ändert sich weiterhin nichts: Es ist für dieses Jahr weiterhin von einem realen Wachstum der Weltwirtschaft in der Bandbreite von 2,5 bis 3,5 Prozent auszugehen – mit besseren Chancen für den oberen als den unteren Rand.

Die Sommerrallye war aus Sicht der technischen Analyse nur eine untergeordnete Erholungsbewegung. Bei viele beobachteten Aktienindizes reichte die Kurserholung bis in die Nähe der allerdings weiter fallenden 200-Tage-Durchschnittslinie und konnte diese nicht signifikant überwinden. Hoffnungen auf eine Trendwende erwiesen sich damit als Fehlsignal. Unser hauseigenes Trendanalysemodell „M.A.M.A.“ hat in Sommer keine Fehlsignale erzeugt. „Die vorherrschenden übergeordneten Abwärtstrends sind trotz der Kursgewinne seit Juni noch intakt. (…) Bei der Beobachtung neuer Hochs und Tiefs bei Aktienindizes zeigen sich bislang erst wenige und zudem meist untergeordnete neue Hochs. (…) Für ein Kaufsignal reicht es aber noch nicht, dennoch sind die trägen (auf Basis gleitender Durchschnitte berechneten) Sekundärtrendfolger leicht negativ.“, lautete die Zusammenfassung der Ergebnisse an dieser Stelle.

Der Aufwärtstrend des US-Dollars ist intakt, hatte aber tatsächlich seit der letzten Augustwoche an Abwärtsdynamik verloren, nachdem die Parität von eins zu eins zum Euro erreicht worden war. Im Septemberwoche fiel der Euro zum US-Dollar auf neue 20-Jahrestiefs; aber noch ist es ein Stück bis zum Allzeit-Tief bei 0,823 USD/EUR aus dem Jahr 2000. Wahrscheinlich dürfte die Bewegung in diesem Bereich an Schwung verlieren. Der Euro ist allerdings Verlierer einer Eskalation des russischen Angriffskrieges, so dass der US-Dollar wieder einmal als „Fluchtwährung“ profitiert. Die Investmentgesellschaft Fidelity verweist einerseits auf die Fundamentaldaten, die den US-Dollar weiter stützen dürften, weist aber auch auf die Möglichkeit hin, dass eine zinspolitische Kehrtwende in den USA bei gleichzeitig härterem Kurs der EZB den Euro stärken könnte.

Die Frage nach der Attraktivität von Aktieninvestments wird je nach der Perspektive, aus der geantwortet wird, unterschiedliche beantwortet: Mit Blick auf das makroökonomische Umfeld fällt das Urteil negativ aus, mit Blick auf die mikroökonomische Bewertung aber positiver. So urteilte man bei AGI unlängst: „Aus kurzfristiger, taktischer Sicht legt das Gesamtbild noch eine Untergewichtung von Aktien unter Risikoerwägungen nahe.“, um sofort anschließend festzustellen „Die Bewertungen (…) haben sich über einen breiten Kriterienkranz hinweg verbessert.“ Insbesondere Aktien aus der Eurozone, Großbritannien und den Emerging Markets könnten als unterbewertet angesehen werden. Bei US-amerikanischen Aktien seien die Bewertungsabschläge der letzten Monate aber geringer ausgefallen, so dass dieses Marktsegment weiter als überbewertet erscheine. Insgesamt ergebe sich damit für globale Aktien ein merklicher Abbau von Überbewertungen. Die überhöhten Erwartungen an die Unternehmensgewinne der nächsten drei und fünf Jahre seien zurückgekommen, was Enttäuschungen verringern sollte. Auch Fidelity urteilt mit Blick auf die Makroebene: „Die Aussicht auf eine Abschwächung der Weltkonjunktur spricht derzeit für allgemeine Zurückhaltung gegenüber Risiko-Assets. Zwar könnte die Straffung der Geldpolitik angesichts des Rezessionsrisikos letztlich weniger gravierend ausfallen als erwartet, doch sind die Inflationsgefahren nicht gebannt. Zudem sorgt in Europa die Lage der Energieversorgung für beträchtliche Unsicherheit. Vor diesem Hintergrund erscheint eine erhöhte Liquiditätsquote angebracht.“

Unsere Timing-Uhr empfiehlt unverändert einen vorsichtigen, antizyklischen (also langfristigen) Positionsaufbau – nach Branchen mit möglichen Schwerpunkten bei Finanz- und Telekom-Werten. Eine gewisse relative Stärke zeigen weiterhin Biotechnologie-Werte und -geografisch- japanische Aktien. Erwartungsgemäß erwies sich für den Nasdaq Biotech Index (NBI) das Zwischenhoch vom April als Widerstand. Weil mittelfristig weiteres Erholungspotenzial besteht, kann der Positionsaufbau in Biotech-Fonds fortgesetzt werden. Auf die günstige Bewertung in Japan verweist auch Fidelity und hält Standardwerte dort für weniger rückschlaggefährdet als Aktien aus dem Euroraum, „wo die Energiekrise einen starken Konjunktureinbruch befürchten lässt.“ Dem indischen Aktienmarkt geht dagegen erwartungsgemäß etwas unterhalb der 2021 Hochs die Puste aus. Weil die (KGV-) Bewertung des indischen Aktienmarktes über dem eigenen historischen Durchschnitt und dem Durchschnitt der Emerging Markets liegt, kann man den Umfang seines Engagements hier prüfen und antizyklisch vielleicht eher reduzieren.

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