Es kamen zwar vielleicht nicht so viele Gäste wie zuletzt im Jahr 2019, wohl aber mehr, als mancher Skeptiker erwartet hatte. Die Aussteller führten dem Vernehmen nach gute Gespräche. Und wer anreiste, freute sich zumeist, Kollegen und andere Marktintermediäre zu treffen und sich untereinander endlich wieder auszutauschen. Wenngleich auch viele Vorträge gut besucht waren, dürfte es vor allem der einer Messe innewohnende Netzwerkcharakter gewesen sein, der die meisten Besucher nach Mannheim trieb. Vorträgen kann man inzwischen schließlich mehr oder weniger jederzeit und in jedem digitalen Format folgen.
Thematisch spiegelten Vorträge, Standmotive, Giveaways und die Summe der Gespräche die Trends der Branche wider: ESG (Regulierung), ETFs, sowie Themen- und Mischfonds, soweit das Auge reichte. Und wahrscheinlich wäre die Stimmung alles in allem als die eines herzlichen Klassen-Treffens zu beschreiben, wäre da nicht spürbar der Elefant im Raum in Form der jüngsten Marktturbulenzen gewesen. Sie verunsichern viele Anbieter, Berater und Investoren, lösen unter ihnen aber bisher weder Hektik noch Panik aus. Wollte man die Stimmung mit einer Metapher beschreiben, böte sich vielleicht die der bekannten Reise nach Jerusalem an. Die Musik hat aufgehört zu spielen. Und so fragen sich viele gerade, ob gleich das nächste Lied folgt oder das Ende der Platte droht. Freie Stühle werden bisher mehrheitlich noch nicht gesucht. Augen zu und durch, scheint für viele die Devise zu lauten. - Was befürchten lässt, dass der sprichwörtliche Boden der Abwärtsbewegung auch noch nicht gefunden wurde.
Das mag an völlig unterschiedlichen Dingen liegen, erklärt sich vielfach aber auch von daher, als die meisten Marktteilnehmer die aktuelle Verkettung der Wirkfaktoren Inflation, Zinswende, Ukraine-Krieg und Covid-Nachwirkungen in ihrer Dienstzeit so auch noch nicht erlebt haben und sich wenige offensichtliche attraktive Flucht- und Handlungsalternalternativen anbieten.
In der Diagnose der Probleme und der Beschreibung der Herausforderungen sind sich die Granden der Branche zwar einig, wie viele Gespräche und Vorträge zeigen, in ihren Empfehlungen indes durchaus stark divergent: die Bandbreite reicht von jetzt Nachkaufen, über Halten bis Pulver trocken halten, von Sachwert-Investments, über Inflation-Linker und Gold bis zu Qualitätsaktien, mal mit, mal ohne Schwellenländer. Besonders kennzeichnend für die kurz- bis mittelfristige Planlosigkeit vieler Marktakteure stand vielleicht der folgende Satz eines der bekanntesten deutschen Vermögensverwalter in seinem Ausblick: „Wer heute gute Aktien kauft, wird sich in zehn Jahren freuen“.
Und so dürften sich viele Besucher auf dem Heimweg die gleichen drei Fragen gestellt haben: Was fange ich mit dem Gehörten jetzt an? Wann ist eigentlich der nächste Fonds Kongress, im Winter, im Frühling oder im Sommer? Und, ob ich mich wohl im Gedränge mit Covid infiziert habe? Die letzte Frage können wir uns als Gäste auf jeden Fall als erste beantworten.
