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Fehlstart 2022

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Die schnellere Zinswende der US-Notenbank bringt vor allem die (US-) Technologie-Aktien unter Druck. Das ist eine Übung für das kleine Einmaleins der Finanzmathematik: Höhere Zinsen senken den Barwert zukünftiger Umsätze und Gewinne. Aktien mit hohen Multiples, Stichworte „growth“ und „long duration equity“, hebelt es dann mal schnell um zweistellige Prozentsätze nach unten.

Zudem relativieren sich etliche Argumente für „Stay-at-home“-Aktien, wenn die Einschränkungen durch die Pandemiebekämpfung im Laufe dieses Jahres weiter abnehmen. Die Einschätzungen der Fondsmanager reichen von „Beginn einer übergeordneten Trendwende von Growth zu Value“ (die das ganze Jahr prägen wird) über „überfällige Bewertungskorrektur“ (die einige Wochen dauert) bis hin zu „übertriebener Ausverkauf und kurzfristige Kaufgelegenheit“. Festzuhalten ist aber schon jetzt: Erstaunlich wenige Fonds waren gut auf dieses absehbare Risiko vorbereitet und entsprechend positioniert – Stichworte „value“ und „short duration“. Dabei ist es genau das, was nicht zu Unrecht viele Anleger von aktiven Fondsmanagern erwarten: Klumpenrisiken vermeiden. Aber der Klumpen aus Qualitäts-, Wachstums- und Technologie-Aktien war in den vergangenen Jahren so stark gewachsen, dass man es sich kaum leisten konnte, nicht dabei zu sein. Wer als Fondsmanager in den vergangenen Jahren nicht zumindest in den großen US-Tech-Aktien investiert war, blieb hoffnungslos hinter den Benchmarks und dem Durchschnitt der Aktienfonds zurück. Entgangene Gewinne verzeihen Fondsanleger aber nur für begrenzte Zeit und in begrenzter Höhe.

Kein Wunder also, dass es jetzt viele auf dem falschen Fuß erwischt. Wobei das Ausmaß der „Betroffenheit“, also der Verluste, sehr unterschiedlich ausfällt: Globale Aktienfonds liegen im laufenden Jahr meist mit einstelligen Prozentsätzen im Minus. Wer auf (US-) Tech-Aktien und „disruptive“ Technologien spezialisiert ist, mit höheren zweistelligen Prozentsätzen.

 

Nicht (schnell) aufholbare Verluste

Dieser Fehlstart ins neue Jahr schmerzt deshalb besonders bei jenen neuen „Lieblingsfonds“ der Deutschen, die auf einen anhaltenden Höhenflug „globaler Technologie-Führer“ und „disruptiver Technologien“ gesetzt haben. So verloren der BIT Global Leaders und der BIT Global Internet Leaders von ihren Hochs Oktober / November schon mehr als ein Drittel ihres Wertes, der 10xDNA - Disruptive Technologies Fonds im gleichen Zeitraum ähnlich. Gerade für den letztgenannten Fonds, mit dem Gesicht von Frank Thelen massiv beworben, bedeutet der Crash der Tech-Aktien einen Fehlstart, denn der 10XDNA Disruptive Technologies Fonds startete erst im August bzw. Anfang September vergangenen Jahres und warb auf sehr hohem Kursniveau sofort viele Kundengelder ein. Auch die meisten Zuflüsse in die BIT Capital Fonds haben nicht 2019 nach dem Start (auf niedrigerem Niveau) stattgefunden, sondern 2021 nahe der Rekordhochs. Fairerweise sei daran erinnert, dass die Anbieter auf das Risiko höherer Kursschwankungen hingewiesen und einen mehrjährigen Anlagehorizont empfohlen haben. Die (überzogenen) Erwartungen vieler Anleger werden aber enttäuscht werden. Und wer jetzt rund ein Drittel seines Kapitaleinsatzes verloren hat, wird wohl viel Zeit für die 50 Prozent Wiederanstieg einplanen müssen, um aus der Verlustzone zu kommen. Der Fehlstart ins Jahr 2022 wird bei diesen Fonds nicht schnell vergessen.

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