Als „Maß aller Dinge“ in dieser Peergroup mag vor allem der Flossbach von Storch (kurz „FvS“) Multiple Opportunities gelten: Fast 24 Milliarden Euro groß, konnte der Fonds in den vergangenen Jahren eine stetige Outperformance gegenüber dem Durchschnitt der vergleichbaren Fonds erzielen. Vor allem 2019 überzeugte FvS mit gut 8 Prozentpunkten Outperformance. In den beiden Folgejahren wurde der Vorsprung zwar nicht kleiner, wuchs mit knapp zwei Prozentpunkten pro Jahr aber nicht mehr so schnell. Gerade im laufenden Jahr ist die kleiner werdende Outperformance der Vergleichsgruppe für die zahlreichen Anleger im Multiple Opportunities schmerzhaft, denn in dem schwierigen Umfeld gingen inzwischen mehr als die Gewinne des Vorjahres verloren: Bis zum 7. November belaufen sich die Verluste seit Jahresbeginn auf 13,2 Prozent (Anteilsklasse „R“). Das ist in diesem Umfeld entschuldbar, aber für die erfolgsverwöhnten Anleger des Fonds doch eine neue Erfahrung.
Mehr denn je erscheint es ratsam, nicht alles auf die eine Karte „FvS Multiple Opportunities“ zu setzen, sondern Alternativen ins Auge zu fassen. Über Jahre lieferte sich der von der Value Intelligence Advisors GmbH (kurz „VIA“) gemanagte Value Intelligence Fonds ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem FvS-Fonds. Im laufenden Jahr kann er das Rennen endlich für sich entscheiden: VIA-Kopf Stefan Rehder konnte den Rückgang des Anteilswertes auf rund drei Prozent begrenzen – eine Outperformance von über zehn Prozentpunkten im laufenden Jahr. Damit zeigt er, dass das schon früher ausgegebene Leitmotiv „Winning by not losing“ auch in die Praxis umsetzbar ist. Und Rehder bleibt defensiv aufgestellt, denn er erwartet weiterhin „stürmische Zeiten: Die 20er Jahre dürften anspruchsvoll werden.“ Sein Basisszenario ist eine Stagflation. Schutz vor systemischen Risiken bleibe sehr wichtig. Das Börsenumfeld sei gekennzeichnet davon, dass „die Liquidität aus der Badewanne abläuft“. Damit werde es „jetzt anspruchsvoller, mehr Stockpicking notwendig.“ Zyklische Titel böten „jetzt zu viel Angriffsfläche“. Bei der Aktienauswahl gelte es Glamour zu meiden, womit er vor allem die bekannten US-Tech-Konzerne meint, und eine kurze Duration beizubehalten – also nicht auf eine Erholung der Wachstumsaktien zu setzen. Rehder sieht sich eher „am low-mutiple-Ende des Spektrums positioniert“. Tatsächlich liegen die durchschnittlichen Multiples wie Kurs/Gewinn-, Kurs/Buchwert- und Kurs/Umsatz-Verhältnis klar unterhalb dem Durchschnitt der vergleichbaren Fonds, obwohl das Wachstum der Umsätze und der Cashflows in seinem Portfolio über dem Marktdurchschnitt liegen. „Es ist nicht so, als müsste man jetzt sprinten, um billige Aktien zu bekommen. Im Schnitt dauert es etwa ein halbes Jahr nach dem Zinstief bis zum Aktientief.“
Dass der Value Intelligence Fonds bei manchen Datenbanken als Aktienfonds, bei anderen als Mischfonds eingestuft ist, liegt an der jeweiligen Systematik. „Wir sind keine Cheerleader der Asset-Klasse Aktien“, erklärt Rehder dazu. Den Anteil an Aktien (ohne Goldminen) am Fondsvermögen hat er im Laufe des dritten Quartals von 57 auf 46 Prozent gesenkt. Goldminen machen unverändert rund 9 Prozent aus. Hinzu kommen weitere 9 Prozent in physischem (verbrieften) Gold (-ETCs). „Wir haben relativ viel Gold im Portfolio, halten daran fest und haben es (gemeint sind die Preisrückgänge und Kursverluste bei Goldminenaktien) ganz gut verdaut.“. „Die Geduld dürfte belohnt werden“, zeigt sich der Manager des Value Intelligence Fonds zuversichtlich.
Fazit: Während der Flossbach von Storch Multiple Opportunities Fonds schon aufgrund seiner Größe nahezu ausschließlich in (Mega-) Large Caps investieren kann, zeigen sich der nur rund 100 Mio. Euro kleine Value Intelligence Fonds und sein rund doppelt so großer streng nachhaltiger Ableger, der Value Intelligence ESG Fonds flexibel und bei der Aktienauswahl „erfrischend anders“. Das qualifiziert die VIA-Fonds – zumindest als gute Ergänzung zum „Dickschiff“ Multiple Opportunities.
