Gold
Im Kalenderjahr 2022 zeigt sich der Goldpreis letztendlich ohne große Veränderung: Mit 1.824 US-Dollar kostete eine Unze des Edelmetalls am Jahresende rund fünf Dollar weniger als bei Jahresbeginn. Zwischenzeitlich waren die Preisschwankungen aber groß: Bis Mitte März war der Goldpreis auf 2.070 Dollar geklettert, nur um dann bis Ende September auf 1.614 Dollar zu sinken. Im vierten Quartal, vor allem im November, erholte sich der Goldpreis, so dass für das Kalenderjahr nur ein kleines Minus von -0,3 Prozent verblieb. In Euro rechnende Anleger kamen sogar auf ein Plus von 5,9 Prozent, weil der US-Dollar gegen Euro um eben diese 5,9 Prozent aufwertete. Im ersten Quartal dieses Jahres unternahm Gold einen weiteren Anlauf auf die 2.000-Dollar-Marke und berührte diese im März an drei Tagen. Statt darauf wie mehrfach seit dem Jahr 2020 stärker zurückzufallen, konnte der Goldpreis das Niveau nahe der 2.000-Dollar-Marke zumindest halten. Höher als im Jahr 2020 und 2022, also auf einen neuen Rekord, stieg der Preis allerdings nicht. Offenbar nimmt oberhalb von 2.000 Dollar das Goldangebot zu, weil dieses Niveau für Gewinnmitnahmen genutzt wird. Aus Sicht der technischen Analyse ist damit ein sogenannter „Widerstand“ entstanden.
Per Saldo auf der Käuferseite befinden sich die staatlichen Zentralbanken. Im vergangenen Jahr wurden laut World Gold Council 1.136 Tonnen des Edelmetalls gekauft - der höchste Wert seit 1967. Eine Umfrage der HSBC, die 83 Zentralbanken weltweit befragt, ergab, dass mehr als zwei Drittel davon ausgehen, ihre Goldbestände in diesem Jahr weiter zu erhöhen. Grund dafür dürften die anhaltenden geopolitischen Spannungen sein, die für Unsicherheit sorgen. Die chinesische Zentralbank, die „People's Bank of China“ hat allein im November und Dezember 2022 rund 62 Tonnen Gold gekauft und damit ihre gesamten Goldreserven zum ersten Mal auf über 2.000 Tonnen erhöht. Die offiziellen Goldreserven der Türkei stiegen im Jahr 2022 um 148 Tonnen auf 542 Tonnen.
Gold erweist sich insbesondere aufgrund seiner Unabhängigkeit von der Entwicklung der Aktien- und Anleihemärkte als sinnvolle Depotbeimischung – und zwar unabhängig davon, ob die wirtschaftliche Entwicklung weiter von hoher Inflation gekennzeichnet bleibt oder eine Rückkehr zu niedrigerer Inflation mit dann auch nicht weiter steigenden Zinsen erfolgt.
Silber, Platin und Palladium
Der Silberpreis durchlebte 2022 eine ähnliche Entwicklung wie Gold: Nach anfänglichen Kursgewinnen ein Abwärtstrend bis in den Spätsommer, dann eine Preiserholung. Beim Silber entstand im Kalenderjahr sogar in US-Dollar ein Plus von 2,8 Prozent. Allerdings konnte Silber das Preisniveau von rund 24 Dollar pro Unze im Februar nicht halten und fiel bis März auf neu 20 Dollar. Der folgende Aufwärtstrend erreichte im April zwar 26 Dollar. Die Hochs aus den Jahren 2020 und 2021 liegen allerdings bei rund 30 Dollar, die historischen Allzeit-Rekorde sogar bei rund 50 Dollar pro Unze.
Platin und Palladium werden aufgrund ihrer ähnlichen chemischen Eigenschaften beide in Katalysatoren zur Abgasverringerung von Verbrennungsmotoren eingesetzt. Trotz dieser Gemeinsamkeiten könnte die Preisentwicklung kaum unterschiedlicher sein: Bis 2021 hatte Palladium einen starken Preisanstieg erlebt. Doch nach einer Preisspitze im ersten Quartal 2022 begann ein Abwärtstrend: Von über 3.000 Dollar pro Unze fiel der Preis bis März dieses Jahres auf kaum 1.400 Dollar. Umgekehrt Platin: Nach einem jahrelangen Abwärtstrend auf kaum 850 Dollar pro Unze im vergangenen Sommer drehte der Preis und kletterte in diesem April erstmals wieder über 1.100 Dollar. Um nicht allein auf Gold zu setzen, macht auch bei Edelmetallen eine Diversifikation Sinn. Silber, Platin und Palladium sollten dabei langfristig auch von der industriellen Nachfrage profitieren können.
Industriemetalle
Im Zentrum des Investoreninteresses stehen bei Industriemetallen vor allem Kupfer und Lithium. Beiden Metallen kommt beim globalen Wandel der Energiewirtschaft hohe Bedeutung zu. So werden in einem Elektrofahrzeug beispielsweise sechsmal mehr kritische Industriemetalle, darunter viermal mehr Kupfer, verbaut als in einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Nachdem die weltweite Kupfernachfrage bis in die späten 1990er Jahre in einem vergleichsweise flachen Aufwärtstrend kletterte, ist in den vergangenen zwanzig Jahren ein steiler Aufwärtstrend entstanden, dessen Ende nicht absehbar ist. Weil die Erschließung neuer Erzminen viele Jahre in Anspruch nimmt, zeichnet sich insbesondere beim Kupfer eine wachsende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage ab. Eine ähnliche Lücke prognostizieren manche Experten auch für Lithium, das für die Herstellung der Batterien für Elektrofahrzeuge benötigt wird. Anders als bei Edelmetallen sind Investments in die Rohstoffe schwierig und vergleichsweise teuer. Deshalb empfiehlt sich in diesen Fällen ein Aktienfonds, der in gut positionierte Unternehmen der Rohstoffbranche investiert.
Rohstoffe und Rohstoff-Aktien
Denn Investments in Rohstoffe folgen eigenen Regeln und haben in der Vergangenheit gezeigt, welchen hohen Einfluss das Timing auf die erzielten Renditen hat. Auch wenn aktuell viele Gründe für steigende Rohstoffpreise sprechen, neigen Rohstoffpreise doch langfristig zu einer „Mittelwert-Rückkehr“: Hohe Preise stellen einen Anreiz dar, die Förderung auszuweiten und das Angebot zu erhöhen. Gleichzeitig bemüht sich die Nachfrageseite bei hohen Preisen verstärkt um Einsparungen oder gar um Ersatz. Ein gutes Beispiel dafür ist die wechselhafte Verwendung von Platin und Palladium bei der Herstellung von Abgas-Katalysatoren: Als Platin deutlich teurer geworden war als Palladium, stellten die Kat-Hersteller auf Palladium um. In den Folgejahren wurde dann Palladium teurer als Platin, so dass sich jüngst wieder eine Rückkehr zum Platin andeutet.
Anleger sollten deshalb aktiv gemanagte Fonds ins Auge fassen, die Investments in Rohstoff-Aktien nutzen, um von der Entwicklung auf den Rohstoffmärkten zu profitieren. Rohstoffaktien haben sich in den vergangenen zehn Jahren deutlich schlechter entwickelt als die großen Aktienindizes, in denen die gut gelaufenen Technologie-Aktien hohes Gewicht haben. Auch die Aktien von Goldminenbetreibern haben trotz der guten Preisentwicklung bei Gold über mehrere Jahre betrachtet unterdurchschnittlich abgeschnitten. Seit 2016 haben die zuvor hochverschuldeten Goldminen ihre Schulden deutlich reduziert. Inzwischen erzielen sie hohe Einnahmeüberschüsse.
In Erwartung steigender Rohstoffpreise dürften Fonds, die in Aktien aus Unternehmen der Rohstoffbranche investieren, inzwischen gute Aussichten haben.
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