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Soweit die Theorie…

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Wenn Vermögensverwalter in diesen Tagen angesichts unruhiger Zeiten an den Kapitalmärkten Anlegern zu aktiv gemanagten Fonds raten, mag das theoretisch logisch und richtig sein. Allein, die Fondsauswertungen des vergangenen Jahres legen ein anderes Zeugnis ab.

In der Theorie hätte es den aktiven Fondsmanagern möglich sein sollen, im herausfordernden Marktumfeld des Jahres 2022, das von Inflation, Zinswende, Krieg und Covid-Nachwirkungen gekennzeichnet war, mittels Selektion, Gewichtung, Timing und Sicherungsmechanismen Mehrerträge gegenüber marktbreiten Index-ETFs zu erwirtschaften.

In der Praxis ist ihnen das, wie eine Auswertung von 26.000 aktiv und passiv gemanagten Fonds durch die Ratingagentur Morningstar zeigt, aber nicht gelungen. - Angesichts vergleichbarer früherer Untersuchungen könnte man inzwischen auch schon sagen „wieder nicht“. Lediglich ein knappes Drittel aller Aktienfonds schnitt am Ende besser ab als die ETF Konkurrenz in ihren Vergleichsgruppen. Bei Anleihenfonds schaffte es etwa die Hälfte. Analysiert man längere Betrachtungszeiträume, verschlechtert sich das Verhältnis noch weiter.

Die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis dürfte vor allem zwei Gründe haben, die in ihrer Kombination den vorherrschenden ETF-Boom in der Fondsbranche weiter befeuern und die Landschaft aktiv gemanagter Fonds weiter ausdünnen werden. Zum einen sind viele aktiv gemanagte Fonds schlicht zu teuer und amortisieren ihre Kosten nicht. Zum anderen sind ihre Manager, zumeist in Sorge um diskreditierende Underperformance, nicht aktiv genug. Sprich, sie entfernen sich im Ausdruck ihrer Marktmeinung nicht weit genug von der Benchmark.

Die Zahl erfolgreicher Outperformer lässt aktiven Managern vor diesem Hintergrund also immer noch die Möglichkeit, den Glauben an den Berufsstand aktiver Fondsmanager zu nähren, gibt indes im Gegenzug den ETF-Anhängern auch ausreichend Gelegenheit, an das Gesetz der Serie zu erinnern und statistische Ignoranz zu attestieren. 

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