FONDS SCOUT

„Aktiv gemanagte ETF“: Der nächste „heiße Scheiß“?

Diese Episode auf Social-Media Plattformen teilen:
Wer so denkt, macht es sich zu einfach. Mit der inzwischen häufiger zu beobachtenden Auflage aktiv gemanagter ETF belegt die Fondsbranche, dass sie sich evolutionär weiterentwickelt und überdies immer granularer wird. Hier diskretionär aktiv gemanagter teurer Publikumsfonds, der die Benchmark schlagen will und das Ziel zumeist verfehlt, und dort, der nahe der Nulllinie bepreiste, passiv agierende, den Index maßstabsgetreu abbildende ETF, war gestern.

Zwischen schwarz und weiß, gibt es ein grau. Und das sucht sich, wie nicht anders zu erwarten,
als die Schnittmenge, als das Beste aus beiden Welt zu vermarkten. Gezielte Auswahl plus Timing
aus der einen, Transparenz und niedrige Kosten aus der anderen. Plötzlich ist ein konsistentes
und wiederholbares Alpha doch möglich, ist es erklärtes Ziel dieser aktiv gemanagten ETF ihre
Standard-Benchmarks, zumeist entwickelte oder globale Märkte, zu schlagen. Ob es sich dabei im
Detail um Faktor-ETF oder wirklich aktiv gemanagte ETF handelt, liegt dabei oftmals im Auge des
Betrachters oder dem des vermarktenden Anbieters und hängt vor allem vom Grad der
Prozessautomatisierung der Anlageentscheidungen und der Belastbarkeit des Market-Makers ab,
der im laufenden Handel Preise stellen soll. Dabei versteht es sich wahrscheinlich von selbst, dass
auch die Bepreisung entsprechender Produkte irgendwo zwischen den beiden Welten angesiedelt
ist. Aktiv gemanagte ETF sind in der Regel teurer als reine Plain-Vanilla-Index-ETF aber deutlich
preiswerter als klassische Publikumsfonds.

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass manche der jetzt in ETFs gewandeten Strategien gar
nicht so neue Hüte sind, wie man bisweilen meint. Nicht selten erweisen sie sich als langjährig
bewährte indexnahe Tracker, die sich unter Begriffen wie „Quant“ oder „Enhanced“ in der Welt
institutioneller Großanleger größerer Beliebtheit erfreuen. Die niedrige Kostenbasis des
Großeinkäufers (kein Kickback, keine Performance-Fee und ein Discount auf die
Verwaltungsgebühr) erlaubt eine schnellere Amortisation und lässt die Outperformance der
Benchmark wahrscheinlicher werden. Das Angebot entsprechender Lösungen im Mantel von ETF
ist von daher weniger als Innovation, als viel mehr als weiterer Dammbruch in der Verteidigung
herkömmlicher Margen im Asset Management zu verstehen. Denn Kleinanleger können nun über
ETF auf Strategien zugreifen, die vorher dem Großwild vorbehalten waren.

Der Kostenvorteil der aktiv gemanagten ETF kann dessen ungeachtet nur bei der Direktanlage
vereinnahmt werden. Wie schon bei den passiv investierenden ETF kommt es im Zuge der
Vermögensverwaltung oder des Honorarberatungsmodells mittels Service-Fees oftmals lediglich
zu einer Verschiebung der Marge zwischen Produktanbietern und Beratern/Vermitteln.

Aktiv gemanagte Publikums-Fonds in Retailtranchen behalten vor diesem Hintergrund
perspektivisch nur noch dort eine Daseinsberechtigung und Nachfrage, wo die Fonds weit ab der
Benchmark erkennbaren und nachhaltigen Mehrwert spenden (was vor allem für Spezialitäten
gelten dürfte). Kurzum: Die Käuferseite erlangt immer mehr Marktmacht, zum Leidwesen der
Anbieter. Die jüngst angekündigte Übernahme von AXA Investment Managers durch BNP Paribas
zeigt, wie weit der Konzentrationsprozess angesichts des Margenverfalls bereits fortgeschritten ist.


HAT IHNEN DIE KARIKATUR GEFALLEN?

Hier finden Sie viele weitere

Nutzungsbedingungen

Sämtliche Bilder und Texte auf unseren Webseiten unterliegen dem Copyright der DRESCHER & CIE AG. Die Nutzung der Karikaturen ist für eine öffentliche Verwendung, Verbreitung und Veröffentlichung in gedruckten und elektronischen Medien mit Nutzung des Logos erlaubt.

Zurück